Nigeria:Mehr als 100 entführte Schulkinder sind wieder frei

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Kurz nach der Entführung der Schüler warten Eltern in Kuriga auf Informationen zu ihren Kindern. Für viele von ihnen gibt es jetzt gute Nachrichten. (Foto: Sunday Alamba/AP)

Vor zwei Wochen wurden 287 Kinder aus einer Schule im Nordwesten Nigerias verschleppt, die Regierung weigerte sich, Lösegeld zu zahlen. 137 der Kinder wurden nun befreit, sagt ein Sprecher der Armee.

Zweieinhalb Wochen nach ihrer Entführung sind 137 Kinder und einige Angestellte einer nigerianischen Schule freigelassen worden. Das teilte ein Sprecher der nigerianischen Armee dem Portal Sahara Reporters zufolge mit. Zuvor war gemeldet worden, dass alle Entführten freigelassen worden seien, was aber offenbar ein Missverständnis gewesen war. Der Gouverneur des Bundesstaats Kaduna, Uba Sani, hatte die Freilassung verkündet und gesagt, dass es den Kindern gut gehe, aber keine konkrete Zahl genannt.

Dem Armeesprecher zufolge seien die Schulkinder in einer koordinierten Suchaktion in den frühen Morgenstunden in der Region Zamfara gerettet worden. Details zur Rettungsaktion wurden nicht bekannt gegeben.

287 Kinder und einige Schulmitarbeiter waren am 7. März aus Kiruga, einem entlegenen Ort im Nordwesten Nigerias, von bewaffneten Unbekannten verschleppt worden. Die Entführer hatten der Schilderung eines Lehrers im lokalen Fernsehen zufolge das Gebäude kurz vor Schulbeginn umstellt und die etwa 700 Schüler und Lehrer gezwungen, sich in ein Waldgebiet zu begeben. Viele Kinder und Erwachsene hätten dabei jedoch fliehen können.

Die Entführer hatten ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet etwa 640 000 Euro gefordert, die Regierung hatte eine Zahlung abgelehnt.

Über den Verbleib der übrigen 150 entführten Kinder wurde nichts bekannt gegeben, der Armeesprecher sagte jedoch, die Bemühungen der Streitkräfte würden weitergehen, bis weitere Geiseln gefunden und die Terroristen verhaftet und verurteilt seien.

Die Region, in der sich die Schule befindet, gilt als Schwerpunkt der Kriminalität

Im Norden und im Zentrum des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas mit mehr als 220 Millionen Einwohnern entführen kriminelle Banden immer wieder Menschen, vor allem Frauen und Kinder, um Lösegeld zu erpressen. Angehörige müssen oft ihr Erspartes opfern oder Land und Vieh verkaufen, um die Forderungen erfüllen zu können.

Die Wirtschafts- und Sicherheitsberatungsfirma SB Morgen berichtet, dass in den zwölf Monaten zwischen Juli 2022 und Juni 2023 in Nigeria insgesamt 3620 Menschen bei 582 Entführungsvorfällen gekidnappt wurden, die weitaus meisten davon in Kaduna. Gerade die Region, in der sich die Schule befindet, gilt als Schwerpunkt der Kriminalität. Allein im benachbarten Regierungsbezirk wurden angeblich binnen zwei Wochen mehr als 160 Menschen verschleppt. Geldforderungen sind aufgrund von Nigerias Wirtschaftskrise mittlerweile zum Hauptgrund für Entführungen geworden.

Es gibt jedoch auch islamistische Terrorgruppen, denen es bei den Entführungen darum geht, politische Forderungen zu stellen, Mädchen und junge Frauen zur Zwangsheirat zu zwingen oder sie als Sex- und Haussklavinnen zu missbrauchen.

Der aktuelle Fall aber war die erste Massenentführung in Afrikas einwohnerreichsten Land seit 2021. Damals wurden 150 Schulkinder verschleppt. Vor fast genau zehn Jahren, im April 2014, sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen durch die islamistische Miliz Boko Haram in Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno für weltweites Entsetzen. Dutzende von ihnen werden noch immer vermisst.

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