Neuer Präsident:Chávez-Nachfolger Maduro gewinnt Wahl in Venezuela

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Für den verstorbenen Chávez war er der Wunschkandidat: Der Sozialist Nicolás Maduro gewinnt die Präsidentschaftswahl in Venezuela mit hauchdünnem Vorsprung. Oppositionskandidat Henrique Capriles Radonski hatte vor dem Versuch der Wahlfälschung gewarnt - und fordert jetzt eine Neuauszählung der Stimmen.

In Venezuela hat der Wunschkandidat des verstorbenen Staatschefs Hugo Chávez die Präsidentschaftswahl mit knappem Vorsprung vor der Opposition gewonnen. Der Sozialist Nicolás Maduro setzte sich gegen seinen Herausforderer Henrique Capriles Radonski durch.

Nach Angaben der Wahlbehörde CNE kam Maduro am Sonntag nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen auf 50,66 Prozent. Für Capriles Radonski stimmten 49,07 Prozent. Damit konnte die Opposition ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl im Oktober 2012 zwar um etwa fünf Prozentpunkte verbessern, zum Machtwechsel reichte es aber erneut nicht. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 78 Prozent.

Der 50-jährige ehemalige Außenminister Maduro will die "Bolivarische Revolution" von Chávez fortsetzen und den Sozialismus in dem ölreichen Land festigen. Er wird das Mandat seines am 5. März gestorbenen Vorgängers bis 2019 fortführen. "Heute können wir sagen, dass wir einen fairen Wahlsieg erreicht haben", erklärte er nach Bekanntgabe des Ergebnisses.

Der langjährige Präsident Chávez hatte zuletzt die Wahl am 7. Oktober 2012 mit etwa 55 Prozent der Stimmen gewonnen und damit rund fünf Prozentpunkte mehr erzielt als Capriles Radonski. Damals lag die Wahlbeteiligung bei mehr als 80 Prozent. Für die Opposition ist der Wahlausgang eine erneute Schlappe, denn sie musste nach der Präsidentschaftswahl vom Oktober 2012 und den Regionalwahlen im Dezember in nur sechs Monaten die dritte Niederlage in Folge hinnehmen.

Capriles Radonski fordert Neuauszählung

Nach dem denkbar knappen Ausgang der Wahl hat Oppositionskandidat Capriles Radonski eine Neuauszählung der Stimmen gefordert. Es habe zahlreiche Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung gegeben, sagte Capriles in der Nacht auf Montag in der Hauptstadt Caracas. Deshalb werde die Opposition die Ergebnisses der Wahlbehörde nicht anerkennen.

Der Regierungskandidat Nicolás Maduro habe die Wahl ganz klar verloren. Nun müsse jede Stimme erneut ausgezählt werden. In einigen Stadtvierteln von Caracas zogen wütende Einwohner auf die Straßen und hämmerten mit Löffeln auf Kochtöpfen, um ihren Unmut über das offizielle Wahlergebnis kundzutun.

Bereits vor der Bekanntgabe der Ergebnisse hatte Oppositionskandidat Capriles Radonski vor dem Versuch der Wahlfälschung gewarnt. "Wir weisen das Land und die Welt auf die Absicht hin, die vom Volk zum Ausdruck gebrachte Wahl zu ändern", schrieb Capriles Radonski im Kurznachrichtendienst Twitter.

Capriles Radonski äußerte den Verdacht, es gebe in Wahllokalen, die bereits geschlossen worden seien, den Versuch, noch Bürger abstimmen zu lassen. Er forderte die Wahlkommission auf, alle Lokale tatsächlich zu schließen.

Der venezolanische Vizepräsident Jorge Arreaza wies Capriles Radonskis Vorwürfe zurück. "Das ist unerhört", sagte er im Staatsfernsehen. "Vorsicht, Capriles. Vorsicht, Opposition", sagte Arreaza. Die Wahlkommission versicherte, die Abstimmung sei "auf völlig normale und ruhige Weise" abgelaufen. "Dies sind unbestreitbare Ergebnisse, die das Volk bestimmt hat", sagte auch Tibisay Lucena, Chef der Wahlbehörde, auf einer Pressekonferenz.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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