Afrika:Namibias Präsident Hage Geingob ist tot

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Hage Geingob im Loftus Versfeld Stadium in Pretoria, Südafrika (Foto: MICHELE SPATARI/AFP)

Er galt als einer der Gründerväter des unabhängigen Namibias. Doch vor allem während seiner zweiten Amtszeit als Präsident verlor er an Ansehen.

Namibias Präsident Hage Gottfried Geingob ist tot. Der Staatsmann starb am Sonntagmorgen im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Windhuk, wie der nun amtierende Präsident Nangolo Mbumba auf der Plattform X, ehemals Twitter, mitteilte. "Die namibische Nation hat einen hervorragenden Diener des Volkes, eine Ikone des Befreiungskampfes, den führenden Architekten unserer Verfassung und die Säule des namibischen Hauses verloren", sagte Mbumba in seiner Erklärung.

Er fügte hinzu, dass das Kabinett mit sofortiger Wirkung zusammentreten werde, um die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Geingob war der dritte Präsident des Landes und seit 2015 im Amt.

Geingob galt als brillanter Denker und versierter Rhetoriker, der sich für die Rechte der Unterdrückten einsetzte. Seine Vision eines geeinten und wirtschaftsstarken Namibias machte ihn vor allem während seiner ersten Amtszeit zu einem respektierten Staatsoberhaupt, sowohl innerhalb des Landes als auch auf internationaler Ebene. Vor einigen Jahren sah er sich dann allerdings selbst mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Geboren am 3. August 1941 im ländlichen Städtchen Otjiwarongo im damaligen Südwestafrika, begann Geingob zunächst eine Ausbildung als Lehrer. In den 1960er-Jahren schloss er sich der Befreiungsbewegung an, um sein Land von der Fremdverwaltung durch das benachbarte Südafrika zu lösen, das zu diesem Zeitpunkt von der rassistischen Apartheidregierung geführt wurde.

Geingob wurde Mitglied der Südwestafrikanischen Volksorganisation (SWAPO), die später mit militärischer Unterstützung durch die Sowjetunion und Kuba gewaltsam ihr Ziel der Unabhängigkeit verfolgte. Er agierte zunächst als Stellvertreter der SWAPO in Botsuana und wurde 1964 zum SWAPO-Repräsentanten bei den Vereinten Nationen in New York ernannt, wo er zeitgleich an renommierten US-Universitäten Politikwissenschaften studierte.

Mit der Gründung des UN-Instituts für Namibia 1975 wurde Geingob dessen Direktor, eine Position, die er bis zu seiner Rückkehr in seine afrikanische Heimat 1989 innehielt. Geingob war einer der führenden Köpfe seiner Partei und spielte eine entscheidende Rolle bis zur Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990. Unter anderem war er einer der Hauptautoren der neuen Verfassung des Landes.

Als erster Premierminister des unabhängigen Namibias - unter der Präsidentschaft von Sam Nujoma - setzte sich Geingob für die Versöhnung und den Wiederaufbau der ehemaligen deutschen Kolonie (1884 - 1915) mit 2,6 Millionen Einwohnern ein.

Geingob galt als versierter Rhetoriker

Nach einem Abstecher als Industrie- und Handelsminister wurde Geingob 2012 zum zweiten Mal Premierminister. Im November 2014 wählten die Namibier ihn mit großer Mehrheit zum Präsidenten und bestätigten ihn fünf Jahre später für eine zweite Amtszeit.

Als einer von Geingobs wichtigsten politischen Erfolgen gilt die Gründung eines öffentlichen Dienstes in Namibia. Auch Naturschutz und Öko-Tourismus standen hoch auf seiner politischen Agenda. Während seiner zweiten Amtszeit verlor Geingob jedoch an öffentlichem Ansehen. Zu dem stark schwindenden Vertrauen hatte unter anderem seine Unfähigkeit geführt, Misswirtschaft und Arbeitslosigkeit Einhalt zu gebieten.

Auch sein verschwenderischer Lebensstil und seine zunehmende politische Zusammenarbeit mit China stießen innerhalb der Bevölkerung auf Unmut. 2021 sah sich Geingob dann mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert: Ihm wurde unterstellt, er habe Millionen von Dollar veruntreut, indem er angeblich Regierungsbeamte anwies, Gelder von einem staatlichen Fischereiunternehmen für politische Bestechungsgelder abzuzweigen. Ein Ergebnis der Untersuchung steht bis heute aus.

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