Nahost:Israel verschärft Angriffe auf Gazastreifen

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Israels Artillerie an der Grenze zum Gazastreifen. (Foto: Ariel Schalit/AP)

In der Nacht auf Freitag starten 160 "Luftfahrzeuge" von zwölf Geschwadern. Meldungen, wonach auch Bodentruppen eingesetzt wurden, stellten sich als falsch heraus.

Israels Armee hat in der Nacht zum Freitag ihre Angriffe auf den Gazastreifen verschärft. Wie ein Sprecher der Armee am Freitagmorgen sagte, starteten in der Nacht 160 "Luftfahrzeuge" von zwölf Geschwadern. Ihr Einsatz dauerte demnach rund 40 Minuten. Kein israelischer Soldat habe den Gazastreifen betreten.

Das israelische Fernsehen hatte zuvor von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen berichtet. Die Armee erklärte zunächst: "Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an." Anschließend gab es Berichte, wonach Bodentruppen in den Gazastreifen vorgedrungen seien. Dies war aber nicht der Fall. Der Armeesprecher entschuldigte sich für die Fehlkommunikation. Vor allem im Umkreis des Gazastreifens ertönten am Morgen immer wieder Raketen-Warnsirenen.

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Von Paul-Anton Krüger

Ziel des komplexen Angriffs der israelischen Armee sei ein Tunnelsystem der Hamas in dem Küstengebiet gewesen. Es werde "Metro" genannt. Dabei handele es sich um eine Art "Stadt unter der Stadt". Die Hamas habe Jahre in den Bau des Tunnelsystems investiert. Der Grad der Zerstörung sei noch unklar. Zur Unterstützung feuerten unter anderem Panzer von israelischer Seite aus auf Ziele im Gazastreifen.

Nach Polizeiangaben wurde ein Haus in der Stadt Aschkelon von einer Rakete aus Gaza getroffen. Israelis in Grenzorten, die bis zu vier Kilometer entfernt vom Gazastreifen leben, wurden nachts aufgerufen, sich bis auf Weiteres in Schutzräume zu begeben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seit Beginn der Eskalation des Konflikts 109 Menschen getötet und 621 weitere verletzt. Wie die Armee mitteilte, wurden in Israel durch Beschuss bisher acht Menschen getötet.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zu den Angriffen: "Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird." Man werde die Angriffe "mit großer Intensität fortsetzen", sagte er in einer Videobotschaft. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen."

Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor angesichts der Eskalation die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt. Vor zwei Tagen hatte die Armee bereits 5000 Reservisten mobilisiert.

Militante Palästinenser setzten am Donnerstag ihre heftigen Raketenangriffe auf israelische Bevölkerungszentren fort. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden bislang 1800 Raketen auf Israel abgefeuert. Rund 430 davon seien noch in dem Küstengebiet selbst niedergegangen, sagte ein Sprecher am Freitagmorgen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Iron Dome ("Eisenkuppel") hat das Militär zuletzt im Schnitt mit rund 90 Prozent angegeben.

Es wurden erneut zahlreiche Städte beschossen, darunter Aschkelon, Aschdod und Modiin. Auch in die Richtung des internationalen Flughafens bei Tel Aviv wurden Raketen abgefeuert. In einer Ortschaft im Süden des Landes wurde nach Angaben von Rettungskräften eine 87-Jährige auf der Flucht in einen Schutzraum tödlich verletzt.

UN-Sicherheitsrat soll am Sonntag tagen

Eine zunächst für Freitag angedachte Sitzung des UN-Sicherheitsrates soll nach Einwänden der USA nun am Sonntag abgehalten werden. Dies teilte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield mit. Die Vereinigten Staaten hatten zuvor um eine Verschiebung gebeten, weil diplomatische Bemühungen andauerten und die geplante offene Sitzung diese nach Ansicht Washingtons hätte untergraben können.

Der Sicherheitsrat hatte sich diese Woche bereits zwei Mal wegen der Eskalation zwischen Israelis und Palästinensern getroffen. Die USA - der wichtigste Verbündete Israels - hatte eine gemeinsame Stellungnahme des Gremiums bislang verhindert.

© SZ/rtr/dpa/aner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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