Frauke Petry, die neue alleinige Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), bemüht sich nach den Tumulten auf dem Parteitag in Essen um Schadensbegrenzung. In einer Mail an die Mitglieder missbilligte Petry im Namen des neuen Bundesvorstands "alle in dieser Parteitagsatmosphäre getätigten unangemessenen und respektlosen Formen der Missfallenskundgebung mit Nachdruck".
In Essen war vor allem der bisherige Vorsitzende Bernd Lucke von Mitgliedern während seiner Reden ausgebuht und niedergeschrien worden. Unterstützer Luckes beklagten, dass - wie es etwa in einer Erklärung von bisherigen AfD-Vorständen aus Rheinland-Pfalz heißt - die AfD sich von einer sachorientierten Diskussionskultur verabschiedet und in Richtung pöbelhaften Auftretens entwickelt habe.
Der neue Bundesvorstand sehe es als seine Aufgabe an, "der Partei wieder als Vorbild für Stil und Anstand zu dienen". Es stehe kein Kurswechsel bevor. "Für einen Kurswechsel oder eine Verschärfung des Tons steht dieser Bundesvorstand nicht zur Verfügung", schreibt sie. Petry bietet den Mitgliedern an, in einer Online-Umfrage über die Zukunft der AfD in diesen Tagen ihre Vorstellungen einzubringen.
150 Austritte in Bayern
Doch es gibt viele Mitglieder, die selbst diese Aussicht nicht mehr in der Partei hält. Nach der Niederlage des liberal-konservativen Flügels unter Luckes Führung hatte dieser angekündigt, Mitglieder der von ihm gegründeten Initiative "Weckruf 2015" über einen gemeinsamen Austritt aus der AfD befragen zu wollen. Per Twitter und Facebook dokumentiert der "Weckruf" die Parteiaustritte unter dem Hashtag "Massenaustritt":
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Es ist eine unvollständige Liste. Nach Angaben der Parteizentrale sind mehr als 600 Austrittserklärungen registriert worden. Die AfD hatte vor dem Parteitag in Essen rund 21 000 Mitglieder. Vor allem in westdeutschen Landesverbänden werden viele weitere Austritte erwartet.
Allein in Bayern haben nach Angaben des Landesvorsitzenden André Wächter kurz nach dem Parteitag ungefähr 150 von insgesamt 3000 Mitgliedern die AfD verlassen. "Dabei handelt es sich vor allem um Funktionäre und Aktive", sagte Wächter der SZ, "diese Entwicklung wird die AfD also schwächen." Hierbei seien zudem jene noch nicht erfasst, die ihren Austritt an die Bundeszentrale in Berlin gesandt hätten.
Die Spitze der bayerischen AfD prüft noch, welche Konsequenzen sie selbst aus der jüngsten Entwicklung der AfD ziehen will. In den kommenden Woche solle die Entscheidung über einen möglichen Rücktritt fallen, sagte Landeschef Wächter. In Bayern verließ unter anderem auch Verena Brüdigam die AfD, sie gehörte bisher dem Bundesvorstand an.