Nach Lösegeldzahlung:Piraten geben Hansa Stavanger frei

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Somalische Piraten haben den Frachter nach vier Monaten freigelassen. Die Entführer erpressten 2,7 Millionen Dollar.

Peter Blechschmidt

Nach vier Monaten Geiselhaft ist der deutsche Frachter Hansa Stavanger mit seiner 24-köpfigen Besatzung am Montagabend freigekommen. Nach Informationen aus verschiedenen Quellen erpressten die somalischen Piraten 2,7 Millionen Dollar. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, den Besatzungsmitgliedern gehe es den Umständen entsprechend gut. Der Frachter fahre nun in Begleitung der deutschen Fregatte Rheinland-Pfalz zur kenianischen Hafenstadt Mombasa.

Der FrachterHansa Stavanger(undatiertes Archivbild): Im April war das Schiff gekapert worden. Jetzt soll es wieder freigegeben werden. (Foto: Foto: ddp)

Das Lösegeld wurde aus der Luft über dem Schiff abgeworfen, als es vor der somalischen Hafenstadt Haradhere auf Reede lag. Ein Sprecher des Hauptquartiers der Anti-Piraterie-Mission der Europäischen Union "Atalanta" sagte, die Piraten hätten das Geld am Vormittag erhalten und später den Frachter ziehen lassen.

Wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel "Erleichterung und Freude". Steinmeier wünschte den Freigelassenen und ihren Angehörigen "Kraft, gemeinsam die Strapazen zu verarbeiten".

Die Hansa Stavanger, ein Containerschiff mit 20000 Tonnen Fassungsvermögen, war am 4.April 700 Kilometer vor der Küste Kenias von Piraten aufgebracht worden. Sie war das erste Schiff unter deutscher Flagge, das im Seegebiet vor Ostafrika gekapert wurde. Die Verhandlungen zwischen den Piraten und der Hamburger Reederei Leonhardt und Blumberg, dem Eigner des Schiffes, zogen sich im Vergleich zu anderen Fällen von Piraterie ungewöhnlich lange hin.

Das lag zum einen daran, dass die anfänglichen Forderungen der Piraten deutlich höher lagen als in anderen Fällen, wie der Reeder Frank Leonhardt der Süddeutschen Zeitung mitteilte. Die Piraten hätten dies damit begründet, dass die Hansa Stavanger das erste gekaperte Schiff unter deutscher Flagge sei und dass zur Besatzung fünf Deutsche gehörten, dazu zählt auch der Kapitän des Frachters.

Ein anderer Grund war der fehlgeschlagene Versuch der deutschen Elitepolizeieinheit GSG9, mit Hilfe der Bundeswehr und der amerikanischen Marine die Hansa Stavanger gewaltsam zu befreien. Das Unternehmen war Ende April kurzfristig gestoppt worden, weil die Amerikaner wegen des hohen Risikos für Geiseln und Befreier ihre Unterstützung durch einen Hubschrauberträger zurückgezogen hatten. Schon kurz nach der Kaperung der Hansa Stavanger hatte die Fregatte Rheinland-Pfalz, die an Atalanta beteiligt ist, vergeblich versucht, das entführte Schiff zu stoppen.

Den Besatzungsmitgliedern der Hansa Stavanger gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte auch Reeder Leonhardt. Er habe sich in einem Telefonat davon überzeugt. Während der Entführung hatte es Klagen von Angehörigen über die angeblich zögerliche Haltung des Reeders in den Lösegeldverhandlungen und über katastrophale Zustände an Bord gegeben.

Die Angehörigen beriefen sich auf E-Mails oder Telefonanrufe von Besatzungsmitgliedern. Fachleute verweisen darauf, dass die Piraten solche Mitteilungen gezielt absetzen, um bei den Verhandlungen Druck aufzubauen.

Der Fall der Hansa Stavanger hatte auch den politischen Streit um den angemessenen Schutz vor Piraterie angeheizt. Erst in der vorigen Woche war Leonhardt im Verteidigungsministerium in Berlin gewesen, um über eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Reedereien, Schiffen und der Atalanta-Leitung zu sprechen. Umstritten ist auch der Einsatz bewaffneter Begleitkommandos, wie sie die Bundeswehr auf Anforderung zur Verfügung stellt.

© SZ vom 3. August 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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