Nach Klage der Kirche über "Pogromstimmung":Leutheusser-Schnarrenberger greift Vatikan an

"Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos": Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger wirft dem Chef der Glaubenskongregation fehlendes historisches Gespür vor. Erzbischof Müller hatte zuvor eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche beklagt. Die Politikerin forderte die Geistlichen auf, sich endlich "drängenden Problemen" zu stellen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat den Chef der Glaubenskongregation im Vatikan, Gerhard Ludwig Müller, für Äußerungen zu einer "Pogromstimmung" gegen die Kirche scharf kritisiert.

"Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht", sagte sie der Welt am Sonntag.

Erzbischof Müller hatte eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche beklagt. Der Erzbischof verwies in einem Interview mit der Welt auf "gezielte Diskreditierungskampagnen gegen die katholische Kirche". Diese hätten erreicht, "dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden".

Nach Müllers Ansicht wächst so eine künstlich erzeugte Wut, "die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert." Im Internet und auch im Fernsehen würden Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgehe auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum.

Müller war vor seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation durch Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr Bischof von Regensburg.

Zum innerkirchlichen Dialog in Deutschland wie zwischen Bischöfen und kritischen Laien meinte Müller, man müsse dabei auch über das Wesentliche reden "und nicht die gleichen Probleme immer wieder neu auftischen."

Das geforderte sakramentale Weiheamt für Frauen beispielsweise sei unmöglich, die katholische Kirche könne auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht akzeptieren. "Solche Partnerschaften sind grundsätzlich in keiner Weise mit den Ehen gleichzustellen." Müller bekräftigte auch, am Pflichtzölibat für Priester festzuhalten, denn deren Ehelosigkeit entspreche "dem Beispiel und dem Wort Jesu".

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: