Nach Inkrafttreten des Öl-Embargos:Iran droht Europa mit Vergeltung

Lesezeit: 1 min

"Böswillige Politik": Seit diesem Sonntag darf Iran kein Öl mehr in die EU exportieren und kündigt deshalb Gegenmaßnahmen an. Die Regierung in Teheran behauptet, bereits neue Käufer gefunden zu haben, die "Europa ersetzen".

Seit diesem Sonntag gilt das Öl-Embargo der Europäischen Union gegen Iran. Das Embargo beinhaltet, dass sämtliche Empfängerverträge für iranisches Öl zum 1. Juli beendet werden mussten. Versicherer in der EU dürfen außerdem nicht mehr die Absicherung iranischer Öltransporte übernehmen. Für den britischen Außenminister William Hague sind dies "die härtesten Maßnahmen, die die EU jemals gegen den Iran verhängt hat".

Iran droht im Gegenzug mit Vergeltung. "Wir setzen unsere Pläne zur Abwehr der Sanktionen um und werden eine Antwort auf diese böswillige Politik geben", erklärte der iranische Zentralbank-Gouverneur Mahmud Bahmani der staatlichen Agentur Mehr zufolge. Auch der iranische Ölminister Rostam Kasemi sprach sich für Vergeltungsmaßnahmen aus und sagte, mit dem Embargo werde sich Europa letztendlich nur selbst benachteiligen, weil dadurch der Ölpreis steige.

Mit dem Einfuhrverbot sowie weiteren umfangreichen Sanktionen wollen die EU und die USA Iran zur Abkehr von seinem Atomprogramm bewegen. Sie werfen der Islamischen Republik vor, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernkraft an Atomwaffen zu arbeiten. Iran bestreitet dies.

Die Regierung in Teheran hatte an Verhandlungen über ihr Atomprogramm teilgenommen, die aber keine Ergebnisse brachten und ist dazu übergegangen, von den USA und Europa im Gegenzug für ein Entgegenkommen ein Ende der Sanktionen zu fordern.

"Mit dem Embargo wird sich Europa selbst benachteiligen"

Die Folgen des Boykotts seien für Iran zwar hart, sagt Zentralbank-Gouverneur Bahmani, doch das Land habe 150 Milliarden Dollar an ausländischen Devisenreserven aufgebaut.

Laut Schätzungen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) sind die iranischen Öl-Exporte aufgrund der schrittweisen Sanktionen seit Jahresbeginn bereits um 30 Prozent zurückgegangen. Das Land sei unter anderem durch das Auslaufen von Lieferverträgen gezwungen worden, seine Produktion zurückzufahren. Im März hatte der Ölpreis wegen der drohenden Lieferausfälle einen Höchststand von 128 Dollar je Barrel (159 Liter) erreicht. Seither ist er auf 85 Dollar gesunken. Zum einen hat Saudi-Arabien seine Produktion ausgeweitet, zum anderen sank die Nachfrage wegen der weltweit schwächeren Konjunktur.

Den Angaben der IEA widerspricht die Führung im Teheran: Die Exporte seien vielmehr stabil und die Produktion sei sogar erhöht worden. Auswirkungen des Embargos auf die iranische Wirtschaft würden nicht erwartet, sagt Ölminister Ghassemi. Die Regierung habe angesichts der Strafmaßnahmen bereits "notwendige Entscheidungen" getroffen und neue Käufer gefunden, die "Europa ersetzen", sagt Ghassemi.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/dapd/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: