Nach Einigung im Atomstreit mit Iran:Obama bietet Israel sofortige Gespräche an

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Die Reaktionen auf das Iran-Abkommen fallen größtenteils positiv aus - allerdings nicht in Israel: Benjamin Netanjahu kritisiert die Einigung als "historischen Fehler". US-Präsident Obama reagiert prompt und versichert dem israelischen Regierungschef in einem Telefonat, auch weiterhin fest an der Seite Jerusalems zu stehen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu fand deutliche Worte: "Was in Genf vereinbart wurde, ist kein historisches Abkommen, sondern ein historischer Fehler", sagte er über die in der Schweiz getroffene Übergangsvereinbarung mit Iran. Nach jahrelangem Ringen hatten die fünf UN-Vetomächte und Deutschland in der Nacht zum Sonntag in den Atomverhandlungen mit Teheran einen Durchbruch erzielt - sehr zum Unmut Israels.

Die USA reagierten schnell auf die scharfe Kritik ihres Verbündeten im Nahen Osten. US-Präsident Barack Obama versicherte Netanjahu, dass die USA auch nach dem Atom-Abkommen mit Iran fest an der Seite Jerusalems stünden. Die kommenden Monate sollten dazu genutzt werden, eine dauerhafte Lösung zu finden, die den internationalen Besorgnissen über Teherans Nuklearprogramm Rechnung trage, sagte Obama einem Telefonat am Sonntag, wie das Weiße Haus in Washington mitteilte.

Obama habe bekräftigt, "dass die USA Israel, das guten Grund für seine Skepsis hinsichtlich der iranischen Absichten hat, weiter fest verpflichtet sind". Beide Seiten würden in engem Kontakt bleiben und seien sich in dem Ziel einig, Iran am Besitz von Atomwaffen zu hindern.

Israel befürchtet, dass Teheran auch nach der Einigung danach streben könnte, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. "Heute ist die Welt zu einem sehr viel gefährlicheren Ort geworden, weil das gefährlichste Regime der Welt dem Besitz der gefährlichsten Waffe der Welt entscheidend nähergekommen ist", hatte Netanjahu nach Bekanntwerden der Übergangsregelung gesagt.

Viele Staaten haben den Verdacht, dass Iran unter dem Deckmantel seines Atomprogramms nach Nuklearwaffen strebt. Die Islamische Republik weist dies zurück und pocht auf das Recht zur zivilen Nutzung der Atomenergie.

Nach Angaben des Weißen Hauses soll in den kommenden sechs Monaten eine umfassende Dauerlösung ausgehandelt werden. Die vorläufige Übereinkunft sieht vor, dass Iran die Anreicherung von Uran bei fünf Prozent deckelt. Uran, das bereits auf 20 Prozent angereichert worden ist, solle verdünnt oder so verändert werden, dass es nicht für militärische Zwecke eingesetzt werden könne.

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Außerdem dürften keine neuen Zentrifugen und Anreicherungsanlagen eingerichtet werden. Bereits installierte Zentrifugen, die noch nicht in Betrieb genommen worden seien, müssten außer Betrieb bleiben. Die Anlagen würden von Inspekteuren der Atombehörde IAEA überwacht. Im Gegenzug erklärten sich die USA nach Angaben des Weißen Hauses zur Lockerung von Sanktionen im Umfang von sieben Milliarden Dollar (5,2 Milliarden Euro) bereit.

US-Außenminister John Kerry erwartete weitere zähe Verhandlungen. "Jetzt beginnt der wirklich harte Teil", sagte er am Sonntag in London am Rande eines Treffens mit seinem britischen Kollegen William Hague. "Jetzt müssen wir versuchen, eine umfassende Vereinbarung zu erreichen", sagte Kerry. Diese Vereinbarung werde große Schritte in Sachen Verifizierung, Transparenz und Verlässlichkeit erfordern.

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