Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat in Anbetracht des Wahlsiegs der Muslimbruderschaft in Ägypten vor Berührungsängsten mit islamischen Parteien gewarnt. "Vielleicht sollten gerade wir in Deutschland uns da ein bisschen mit Kritik zurücknehmen - immerhin handelt es sich bei CDU und CSU ja auch um christliche Parteien", sagte Niebel dem Magazin Cicero. "Warum also nicht auch mit einer moderaten islamischen Partei Gespräche führen."
Sein Ministerium versuche, den Demokratisierungsprozess in den Ländern des Arabischen Frühlings zu unterstützen, "auch wenn uns klar ist, dass dieser Prozess nicht unbedingt nach westlichem Muster verlaufen wird".
Der Umwälzungsprozess in den betroffenen Staaten sei jedenfalls noch lange nicht zu Ende. "Und ja: Er könnte unseren Vorstellungen zufolge auch ein schlechtes Ende nehmen, muss er aber nicht", sagte Niebel.
Der Muslimbruder und neu gewählte ägyptische Staatspräsident Mohammed Mursi war am Mittwoch mit Vertretern der katholischen Kirche zusammengetroffen. Angeblich bestätigte Mursi bei dem Treffen, dass es Überlegungen gebe, einen koptischen Christen sowie eine Frau zu Vizepräsidenten zu ernennen.