Missbrauchsskandal:Bischöfin Jepsen tritt zurück

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Missbrauchsskandal in der evangelischen Kirche: Die nordelbische Bischöfin Maria Jepsen soll elf Jahre lang einen Priester gedeckt haben - jetzt hat sie die Konsequenzen gezogen.

Es schien ein Problem der katholischen Kirche zu sein: Geistliche, die ihre Schützlinge sexuell belästigen, missbrauchen oder misshandeln. Der Skandal hat inzwischen aber auch die evangelische Kirche erreicht - mit personellen Konsequenzen: Die Bischöfin der Nordelbischen Kirche, Maria Jepsen, hat ihren Rücktritt erklärt.

Ihr wird vorgeworfen, einen Missbrauch vertuscht zu haben: Bischöfin Maria Jepsen hat ihren Rücktritt erklärt. (Foto: ddp)

Die 65-Jährige begründete diesen Schritt am Freitag vor Journalisten in Hamburg damit, dass ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt werde und sie deshalb ihr Amt nicht mehr ausüben könne.

Jepsen wird die Vertuschung eines Missbrauchsfalles vorgeworfen. In Ahrensburg bei Hamburg soll ein Pastor vor allem in den achtziger Jahren heranwachsende Jungen und Mädchen missbraucht haben. Hinweise gab es, doch aufgearbeitet werden die Fälle erst jetzt.

Laut Berichten des Nachrichtenmagazins Spiegel soll Jepsen bereits vor elf Jahren von dem Fall gehört haben, aktiv wird die Bischöfin jedoch erst, als sie in diesem März ein Brief eines Opfers erreicht: Eine kircheninterne Ermittlergruppe wird eingesetzt und geht den Hinweisen nach, Disziplinarverfahren werden eingeleitet, die Kirche wendet sich an die Staatsanwaltschaft. Doch die Taten sind schon verjährt. Im Mai sucht die Kirche die Öffentlichkeit.

Wohl zu spät: Eine Zeugin schildert in einer eidesstattlichen Erklärung, wie sie Jepsen bei einer flüchtigen Begegnung während eines Kongresses 1999 in Lübeck "sinngemäß" sagte, der Pastor habe Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Jepsen erklärt, sich an diese Situation nicht zu erinnern. Wenn aber die Worte "sexueller Missbrauch" gefallen wären oder wenn sie sie verstanden hätte, wäre sie dem mit Sicherheit nachgegangen, betont sie mehrmals.

Mit ihrem Rücktritt, den Maria Jepsen am Nachmittag auf einer Pressekonferenz erklärte, will die 65 Jahre alte Bischöfin nun zusätzlichen Schaden von der Nordelbischen Kirche abwenden. Jepsen wurde im April 1992 zur Bischöfin von Hamburg und damit zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin der Welt gewählt. Im April 2002 bestimmten die Kirchenparlamentarier die 65-Jährige für eine weitere, zehnjährige Amtszeit als Bischöfin.

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