Mindestlohn:Auf Kosten der Kleinen

Minijobs und Mindestlohn - da wird gemogelt, was das Zeug hält.

Von Thomas Öchsner

Der Mindestlohn ist eine Erfolgsgeschichte. Jobs gingen wider Erwarten kaum verloren. Millionen Arbeitnehmer haben von der gesetzlichen Lohnuntergrenze profitiert. Trotzdem läuft nicht alles rund, das zeigt nun eine neue Untersuchung. Bei den Minijobbern, denen ebenfalls der Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro brutto die Stunde zusteht, wird offenbar geschummelt, gestrichen und gemogelt, was das Zeug hält.

Wer einen Minijob als Haupterwerbsquelle hat, steckt oft in einer Falle: Viele 450-Euro-Stellen sind schlecht bezahlt. Urlaub und Lohn im Krankheitsfall werden trotz Rechtsanspruchs verweigert. Arbeitgeber, die eine geringfügige Beschäftigung in einen Teilzeit- oder Vollzeitjob umwandeln, sind schwer zu finden. Außerdem lässt sich die Arbeitszeit gut manipulieren. So fällt es Betrieben leicht, den Mindestlohn zu unterlaufen, ohne dass sich Minijobber wehren können oder wollen - zum Beispiel, wenn die 450-Euro-Stelle im Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch Schwarzarbeit aufgestockt wird.

Umso wichtiger sind Kontrollen. Doch bei den Aufpassern vom Zoll herrscht Personalmangel. 2015, ausgerechnet im Jahr der Einführung des Mindestlohns, sind die Kontrollen sogar zurückgegangen. Das muss besser werden, damit auch die Minijobber, die zu den Schwächsten auf dem deutschen Arbeitsmarkt gehören, vom Mindestlohn profitieren.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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