Menschenrechte:Das Problem von Subsubsub

Firmen "sollen" darauf achten, wie es bei ihren Lieferanten zugeht. Sie müssen aber nicht.

Von Michael Bauchmüller

Wie hoch ist der humanitäre Preis eines Produkts? Dies zu ermitteln ist alles andere als einfach. Wo Zulieferketten in die hintersten Winkel der Welt und wieder zurück führen, lassen sich die Arbeitsbedingungen nur schwer nachvollziehen. Ob der Subsubsubunternehmer einer deutschen Firma Menschen wie Sklaven hält, erfährt die Kundschaft selten. Die jeweiligen Abnehmer der Vorprodukte könnten es wissen, schweigen aber.

Der Geschäfte wegen. An diesem Mittwoch will das Bundeskabinett einen "nationalen Aktionsplan" verabschieden, er soll deutsche Unternehmen dazu anhalten, im Ausland für die Menschenrechte einzutreten. Allerdings: Echte, folgenreiche Aktionen - die enthält der Plan nicht. Dafür hatte die Wirtschaft zu erfolgreich interveniert: Die Unternehmen verwiesen auf eine ausgeprägte soziale Verantwortung, sie warnten vor bürokratischen Lasten. Die Menschenrechte sollen bittschön nicht lästig werden im harten globalen Wettbewerb.

Ob die Wirtschaft sich damit einen Gefallen tut? Wohl kaum. Nichts verkauft sich schlechter als ein Produkt, an dem das Blut von Menschen klebt; wenig schadet dem Ruf einer Firma mehr als der Nachweis unwürdiger Arbeitsbedingungen, und sei es beim Subsubsubunternehmer. Wer dieses Risiko nicht eingehen will, schafft rasch selbst Licht im hintersten Winkel. Nicht die Kundschaft, die Betroffenen haben es verdient.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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