Markus Söder:Die Mär vom Kanzlermacher

Die CSU wird die CDU kaum brüskieren.

Von Lisa Schnell

Jubel beim politischen Aschermittwoch ist für CSU-Chef Markus Söder fast normal. Weniger gewöhnlich ist die Zuwendung, die er gerade außerhalb Bayerns genießt. Kaum eine Talkshow, die auf ihn verzichtet. Kaum ein Satz, der schlecht ankommt. Sein Rat werde von der CDU angenommen, lobte sich Söder am Mittwoch selbst - und hat nicht ganz unrecht. Wer Kanzlerkandidat werden möchte, sucht seine Nähe. Es wirkt fast so, als sitze der mächtigste Mann der Union in München. Auf die Rolle des Krisenmanagers mag das teilweise zutreffen, auf die des Kanzlermachers nicht.

Die CSU wiederholt das Mantra: Wer Parteichef der CDU werde, sei noch lange nicht Kanzlerkandidat der Union. Dazu brauche es das Ja der CSU. Pro forma mag das richtig sein, de facto erscheint es fast unmöglich, dass die CSU sich verweigert.

Söder rühmt sich, CDU und CSU nach dem Streit in der Flüchtlingsfrage versöhnt zu haben. Dazu passt es nicht, einen CDU-Kanzlerkandidaten abzulehnen und neuen Zwist zu erzeugen, zumal in einer Zeit, in der die Union so gespalten ist wie jetzt. Es gibt nur ein Szenario, in dem die CSU den Kandidaten der CDU nicht abnickt: wenn sie selbst einen Kandidaten stellt. Das könnte nur Söder sein, der aber Ambitionen abstreitet. Bleibt es so, ist seine Inszenierung vom Kanzlermacher vor allem eines: gut gemacht.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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