Glosse:Das Streiflicht

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Schwer zu sagen, wohin wir kommen, wenn wir gehen. Aber in Los Angeles hat ein reicher Mann aus der Not eine Tugend gemacht und sich ein Grab in der Nähe eines Stars ersteigert.

(SZ) Der weise Schweizer Pfarrer und Poet Kurt Marti hat sich, seinen beiden Berufen gemäß, immer wieder mit den Geheimnissen des Ablebens befasst und eine Reihe sehr eingängiger Verse dazu geschrieben. Einmal stellte er die Frage: "Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge." Das ist theologische Dialektik at its best, würde ein Feuilletonist der Nullerjahre schreiben (es sind noch einige von ihnen unterwegs). Die Vertracktheit an dieser ontologischen Überlegung liegt darin, dass jemand, der stirbt, was ja früher oder später jeder tut, eigentlich den Auftrag hat, sich im Jenseits umzuschauen, um endlich Licht in das größte Geheimnis der Menschheit zu bringen. Aber er wird - Gipfel der Vertracktheit - keine Gelegenheit finden, den vor Neugier platzenden Hinterbliebenen Nachricht über ihren späteren Verbleib zukommen zu lassen.

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