Mali:Französische Truppen erreichen Timbuktu

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Die malisch-französischen Truppen erobern den Norden Malis allmählich zurück, nun stehen sie nach eigenen Angaben vor Timbuktu. Dessen Einwohner berichten von einem drakonischen Islamistenregime in der alten Wüstenstadt.

Grausam war das Vorgehen der Islamisten im Norden Malis. Menschen seien die Hände abgehackt worden, wenn sie des Diebstahls nur verdächtigt wurden. Wer Musik hörte oder beim Rauchen erwischt wurde, musste mit Prügel rechnen. So beschreibt der Student Amadou Alassane Mega das Leben in der Wüstenstadt Timbuktu, das lange Zeit den Alltag unter dem Regime der Islamisten prägte.

Nun jedoch gibt es Hoffnung unter den Einwohnern, von denen viele mittlerweile aus der Stadt geflohen sind. Die Nachricht von vorrückenden französischen Truppen, einen Tag nach der Eroberung der Islamistenhochburg Gao, erreicht die Menschen in Mali. "Wir haben das Gefühl, dass wir bald befreit werden", sagte der 67-jährige Sidi Touré.

Timbuktu ist Teil des Unesco-Weltkulturerbes

Französische und malische Streitkräfte sind Kreisen zufolge bis Timbuktu vorgerückt. Die Soldaten befänden sich an der Stadtgrenze, sagte ein malischer Militärangehöriger am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher hätten die Islamisten keine Gegenwehr geleistet.

Timbuktu am Rande der Sahara zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Radikale Islamisten hatten die Stadt im vergangenen Frühjahr unter ihre Kontrolle gebracht und dort zahlreiche Mausoleen islamischer Heiliger zerstört; die Vorgänge lösten weltweit Empörung aus.

Zudem bombardierte die französische Luftwaffe Stellungen radikalislamischer Rebellen in der Region Kidal im Nordosten Malis. Dabei sei das Haus des Chefs der islamistischen Gruppe Ansar Dine, Iyad Ag Ghaly, in der Stadt Kidal zerstört worden, teilten malische Sicherheitskräfte mit. Einwohner der Region bestätigten die Angaben. Ghaly soll den Sicherheitskräften zufolge geflohen sein.

Am Sonntag begann in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein zweitägiger Gipfel der Afrikanischen Union (AU). AU-Präsident Thomas Boni Yayi, Staatschef von Benin, dankte Paris für den Einsatz in Mali. Die Franzosen unternähmen etwas, "was wir schon vor langer Zeit hätten tun sollen, um ein Mitgliedsland zu verteidigen", sagte er.

Aufbau der Ecowas-Truppe verläuft schleppend

Das US-Verteidigungsministerium beschloss, französische Flugzeuge, die derzeit in Mali im Einsatz seien, zu betanken, wie Ministeriumssprecher George Little am Samstag (Ortszeit) in Washington sagte. Deutschland will unterdessen offenbar die Ecowas-Truppen mit Ausrüstung unterstützen. Wie das Magazin Spiegel berichtete, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel dies vergangene Woche dem französischen Präsidenten François Hollande zu. Es gehe dabei nicht um Waffen, sondern um Lastwagen, Stiefel sowie Uniformen für die Soldaten.

Die Islamisten haben seit April 2012 den Norden Malis unter ihrer Kontrolle. Als sie weiter in Richtung Süden vorrückten, griff Frankreich am 10. Januar militärisch ein. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas sowie der Tschad haben ebenfalls die Entsendung mehrerer Tausend Soldaten zugesagt.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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