Malawi:Peter Mutharika - der verschwundene Präsident

Lesezeit: 3 min

Am 20. September sprach Peter Mutharika in New York, seitdem wissen die Malawier nicht, wo er ist. (Foto: AP)
  • Malawis Präsident ist nach seiner Rede auf der UN-Generalversammlung am 20. September in New York nicht mehr aufgetaucht.
  • In seiner notleidenden Bevölkerung brodelt es.
  • Viele afrikanische Staatschefs verbringen viel Zeit im Ausland, um das bessere Leben dort zu genießen.

Von Isabel Pfaff

Anfangs hat sich keiner etwas dabei gedacht. Ein paar Tage Urlaub an eine Dienstreise dranhängen: wer tut das nicht, gerade wenn der dienstliche Termin in New York stattfindet? Doch die paar Tage dauern nun schon fast einen Monat, so langsam machen sich die Menschen in Malawi Sorgen. Ihr Präsident, der Mitte September zur UN-Generalversammlung nach New York aufgebrochen war, ist offenkundig verloren gegangen. Bis heute ist Peter Mutharika nicht wieder in seine Heimat zurückgekehrt.

Zum letzten Mal gesehen haben ihn die Malawier, als er seine Rede vor der Generalversammlung hielt, das war am 20. September. Seither ist der 76-Jährige, der das Land im Südosten Afrikas seit 2014 regiert, verschwunden - und in seinem Land brodelt es. Ist Mutharika krank? Lässt er sich in den guten amerikanischen Krankenhäusern behandeln? Oder macht er nur Urlaub auf Staatskosten, bei seinen in den USA lebenden Kindern?

Nun ist es nicht so, dass im kleinen Malawi gerade nichts los wäre. Die Dürre, die das Wetterphänomen El Nino in Teilen Afrikas auslöste, hat hier zu einer schweren Hungersnot geführt. Die Regierung hat eigentlich alle Hände voll zu tun. Was macht da der Staatschef so lange im Ausland?

Ganze drei Wochen nach dem Verschwinden gab die malawische Regierung ein Statement heraus: Er nehme an wichtigen Meetings in den USA zum Wohle aller Malawier teil, dafür sei während der UN-Generalversammlung nicht genug Zeit gewesen. Und: Der Präsident sei bei bester, robuster Gesundheit. Wer anderslautende Gerüchte verbreite, mache sich strafbar.

Man kann es den Malawiern nicht verdenken, dass sie sich von der Mitteilung nicht abspeisen lassen. Erst 2012 war Mutharikas Vorgänger (und Bruder) an einem Herzinfarkt gestorben. Vom Tod erfuhren die Malawier allerdings erst Tage später.

#BringBackMutharika

Noch nehmen sie es mit Humor: Auf Twitter fahnden sie nach ihrem Präsidenten, unter dem Hashtag #BringBackMutharika posten sie Ideen, wo er stecken könnte.

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Peter Mutharika ist nicht der einzige afrikanische Staatschef, der ohne Ankündigung wochenlang verschwindet. Einige Präsidenten des Kontinents verbringen erstaunlich wenig Zeit in dem Land, das sie regieren. Statt sich um die Probleme zu Hause zu kümmern, nutzen sie lieber die Möglichkeit, dem Elend mit Hilfe von Regierungsressourcen zu entfliehen.

Die Betagten unter ihnen reisen gerne nach Paris, Deutschland oder die Schweiz, um sich medizinisch behandeln zu lassen - den maroden Gesundheitssystemen in ihren eigenen Ländern vertrauen sie in der Regel wenig. So ließ sich Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita dieses Frühjahr in der Nähe von Paris operieren; in den vergangenen Jahren unterzogen sich auch seine Kollegen aus Gabun und der Elfenbeinküste medizinischen Eingriffen in Frankreich.

Immerhin: Sie informierten die Menschen zu Hause über den Grund ihrer Abwesenheit. Kameruns Präsident Paul Biya, 83 Jahre alt und seit mehr als drei Jahrzehnten Staatschef, verbringt mehr als die Hälfte des Jahres in der Schweiz. Genauer: im teuren Hotel Intercontinental in Genf. Die Kameruner erfahren meist erst nach seiner Rückkehr, warum ihr Präsident über Wochen abwesend war. Meist lautet die knappe Mitteilung: "Familienangelegenheiten". Biyas Frau Chantal verbringt in dem Hotel noch mehr Zeit als er, seine Kinder sind in der Schweiz zur Schule gegangen. Auch Biya nutzte die Gunst der Stunde und hängte an die Reise zur UN-Generalversammlung noch eine Woche in Genf dran.

Mugabe: Ich war tot und bin wiederauferstanden

Reiselustig ist auch Robert Mugabe, 92. Der simbabwische Präsident (inzwischen der älteste Staatschef der Welt) verschwindet häufig nach Singapur, um sich ärztlichen Rat zu holen. An diese teuren Trips sind die Simbabwer schon gewöhnt. Als der Präsident aber Anfang September wieder einmal verschwunden war und die Online-Flugverfolgung zeigte, dass seine Maschine Dubai statt Singapur ansteuerte, brodelte die Gerüchteküche. Warum Dubai, warum heimlich? War der Präsident so schwer krank, dass er es nicht nach Singapur geschafft hat? Wenn Staatschefs alle Macht in ihren Händen konzentrieren, entscheiden solche Fragen über das Schicksal eines ganzen Landes.

Wenige Tage später landete ein quicklebendiger Mugabe in Simbabwe. Er hätte in Dubai Familienangelegenheiten zu regeln gehabt, erzählte er Reportern freimütig am Flughafen. Und ja, er sei tot gewesen, aber dann wiederauferstanden - "wie ich es immer mache".

Ob auch der malawische Präsident über solche Fähigkeiten verfügt, muss sich zeigen. Zumindest gibt es inzwischen einen Termin für seine Rückkehr: Am kommenden Sonntag um 13 Uhr soll er in der Hauptstadt landen, kündigte die Regierung vor wenigen Tagen auf Facebook an.

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