Russische Kampfflugzeuge haben nach Angaben von US-Senator John McCain von der CIA unterstützte Gruppen in Syrien bombardiert. Die ersten Angriffe hätten sich gegen Individuen und Gruppen gerichtet, die von dem US-Auslandsgeheimdienst finanziert und ausgebildet worden seien, sagte McCain dem Sender CNN. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen Rebellenkommandeur, die fraglichen Aufständischen hätten eine Ausbildung durch die CIA in Katar und Saudi-Arabien erhalten.
Zuvor war bekannt geworden, dass russische Kampfflugzeuge in Syrien erneut Stellungen von Rebellen angegriffen haben. Der libanesische Sender al-Mayadeen TV hatte berichtet, Schwerpunkt von mindestens 30 Angriffen sei die nordwestliche Stadt Dschisr al-Schughur gewesen. Dort seien auch Verbände des Al-Qaida-Ablegers Al-Nusra-Front stationiert.
Auch Teile der Provinzen Idlib und Hama sind laut einem Bericht der britischen BBC betroffen. Die fragliche Region in Idlib soll unter der Kontrolle der sogenannten Eroberungsarmee (Jaysh al-Fatah) stehen, einer Allianz aus al-Nusra und der islamistischen Ahrar al-Sham sowie moderateren islamistischen Gruppen. Laut BBC stehen diese Gruppierungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) feindlich gegenüber.
Widersprüchliche Angaben zu den Angriffszielen
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau ließ hingegen verlauten, die Streitkräfte hätten in der Nacht zum Donnerstag vier Stellungen des IS bombardiert. Dabei hätten die acht Kampfflugzeuge ein "Hauptquartier von Terrorgruppen" und ein Waffenlager in Idlib, eine Kommandozentrale in Hama und eine Autobombenfabrik in Homs zerstört.
Seitens des Kreml hieß es allerdings, Russland richte seine Angriffe in Syrien nicht nur gegen den IS. "Die Ziele werden in Zusammenarbeit mit dem syrischen Militär in Syrien ausgewählt", führte ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus.
Der russische Botschafter in Frankreich, Alexander Orlow, sagte, die russischen Kampfflugzeuge griffen die gleichen Extremisten an, die von den USA ins Visier genommen würden.
Russland dementiert Spekulationen über Pläne zu Einsatz im Irak
Der russische Außenminister Lawrow schloss eine Ausweitung der Intervention auf den benachbarten Irak zunächst aus. "Niemand hat uns eingeladen, und niemand hat danach gefragt", sagte er der Agentur Interfax zufolge.
Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi hatte zuvor in New York das russische Engagement gegen den IS in Syrien begrüßt und einen Einsatz russischer Streitkräfte im Irak nicht ausgeschlossen. In einem Interview mit dem US-Fernsehsender PBS sagte er, auch wenn Russland nicht der US-geführten Koalition gegen den IS beitreten wolle, wäre sein Land froh über Unterstützung. Es seien jedoch genaue Absprachen zwischen den Staaten nötig.
Militärgespräche zwischen Russland und den USA geplant
Am Mittwoch hatte Russland mit Luftangriffen begonnen, um die Truppen seines Verbündeten, des syrischen Diktators Baschar al-Assad, zu unterstützen. Die USA, die ebenfalls Luftangriffe in Syrien fliegen, hatten darauf mit großer Besorgnis reagiert. Außenminister Kerry und sein russischer Kollegen Sergej Lawrow trafen sich in New York, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Wir haben uns über die Notwendigkeit verständigt, so bald wie möglich - vielleicht sogar schon am Donnerstag, jedenfalls so schnell wie möglich - ein Gespräch auf militärischer Ebene zur Entschärfung des Konflikts zu führen", sagte Kerry.
Beide Seiten seien sich einig, dass "eine Eskalation auf jeden Fall vermieden" werden müsse. Lawrow hob die Gemeinsamkeiten hervor: "Wir alle wollen, dass Syrien demokratisch, geeint, säkular ist. Ein Syrien, das allen ethnischen Gruppen eine Heimat gibt und deren Rechte garantiert, aber wir haben ein paar Differenzen über die Details, wie wir dorthin kommen können." Der russische Außenminister bestätigte, dass es "bald" ein Treffen von russischen und US-Militärvertretern geben solle.
Saudi-Arabien fordert Stopp russischer Luftangriffe
Derweil hat Saudi-Arabien Russland aufgefordert, seine Luftangriffe in Syrien sofort einzustellen. Die Regierung in Riad sei sehr besorgt über die jüngsten Militäreinsätze rund um die Städte Homs und Hama, sagte der saudische Botschafter Abdalla Al-Muallimi vor den Vereinten Nationen in New York. Auch er betonte, die Angriffe hätten Regionen getroffen, in denen die Extremistenmiliz IS gar nicht präsent sei, und widersprach damit der russischen Darstellung.
Der Diplomat sagte dem saudischen Staatsfernsehen zufolge weiter, bei den Einsätzen seien zahlreiche unschuldige Menschen ums Leben gekommen. "Wir fordern, dass die Einsätze eingestellt und nicht wieder aufgenommen werden." China, das sich im UN-Sicherheitsrat bisher meist der Position Russlands angeschlossen hat, forderte eine politische Lösung der Syrien-Krise.