Loveparade-Katastrophe:"Die Stadt ist gelähmt, so geht es nicht weiter"

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In wenigen Tagen erinnert Duisburg an die Toten des Loveparade-Unglücks vor einem Jahr. Einer ist dabei unerwünscht: Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Jetzt beginnt auch noch eine Bürgerinitiative damit, Unterschriften für seine Abwahl zu sammeln.

Bernd Dörries

Die ersten Bagger graben schon auf dem Gelände der Duisburger Freiheit. Dort, wo vor fast einem Jahr 21 Menschen bei der Loveparade starben, wird nun ein Möbelhaus gebaut. Mit Hochregallager und Mitnahmemarkt. "Der Originalort des Unglücks ist nicht erhaltbar." So steht es im Bebauungsplan, nicht mal für ein "leider" hat es gereicht in der Sprache der Beamten.

Verhängnisvoller Tunnel: Bei der Loveparade in Duisburg starben im vergangenen Jahr 21 Menschen. (Foto: dpa)

Duisburg tut sich schwer mit dem Gedenken. Am kommenden Wochenende beginnen die Veranstaltungen rund um den Jahrestag, ein Mahnmal wird enthüllt, nahe der Unglücksstelle, eine Stahltafel 3,50 Meter hoch, mit den Namen der Toten. Der ursprüngliche Siegerentwurf eines Wettbewerbs musste wegen Plagiatsvorwürfen zurückgezogen werden, jetzt haben die Auszubildenden von Thyssen-Krupp eine schlichte Tafel gebaut. Es ist alles nicht leicht in Duisburg.

Die Rede zur Einweihung wird Alt-Oberbürgermeister Josef Krings halten, ein respektierter Mann in der Stadt. Der eigentliche OB, Adolf Sauerland, wird nicht kommen, er ist unerwünschte Person in seiner eigenen Stadt. Der OB konzentriere sich auf das Verwaltungshandeln, so hat es sein Sprecher neulich ausgedrückt.

Sauerland selbst sagte, er wolle sich bei den Gedenkveranstaltungen aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen "zurücknehmen". Die Angehörigen der Toten haben die Landesregierung gebeten, dass Sauerland bei der Gedenkfeier am 24. Juli und dem Gottesdienst keine Rolle spielen möge. Seine Kritiker halten ihm vor, er habe die Loveparade um jeden Preis gewollt und Sicherheitsbedenken in der Verwaltung weggewischt.

Keine Wahl für Sauerland

Der Jahrestag, das Gedenken an die Opfer der Loveparade, wird wieder von den Diskussionen über Sauerland überschattet, die nun schon ein Jahr andauern. An diesem Montag wird eine Bürgerinitiative beginnen, Unterschriften für die Abwahl von Sauerland zu sammeln.

"Die Stadt ist gelähmt, der Oberbürgermeister kann seinen Aufgaben nicht nachkommen. So geht es nicht weiter", sagt Werner Hüsken, der Initiator. Alle Parteien außer der CDU wollen das Bürgerbegehren unterstützen.

Seit einigen Wochen erst ist das neue Gesetz in Kraft, das in Nordrhein-Westfalen die Abwahl von Oberbürgermeistern ermöglicht. Die Hürden sind hoch, aber nicht unerreichbar. Vier Monate Zeit haben die Gegner Sauerlands, um die Unterschriften von 15 Prozent der Wahlberechtigten zu sammeln, 52.000 Stimmen.

Sauerland hat dann theoretisch eine Woche Zeit, selbst zurückzutreten. Tut er das nicht, wird an den Urnen abgestimmt, dann müssen 25 Prozent der 344.000 Duisburger Wahlberechtigten gegen ihn stimmen. Sauerland selbst sagte, er werde sich dem Bürgerbegehren stellen. Eine andere Wahl hat er auch nicht.

© SZ vom 20.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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