Linke:Wie im Wirtshaus

Art und Weise sind gruselig, doch der Streit ist nötig.

Von Constanze von Bullion

Es war eine bessere Wirtshausschlägerei, die sich die Linkspartei bei ihrer Fraktionsklausur in Potsdam geliefert hat. Die Fäuste flogen gerade so nicht, aber es wurde nach Kräften beleidigt, gezetert, mit Rücktritt gedroht, vor versammeltem Publikum. Grund war die Forderung der Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, sich im Bundestag mehr Gehör und ein Erstrederecht zu verschaffen, um Fraktionschefin Sahra Wagenknecht die Deutungshoheit über das, was links ist, streitig zu machen.

Sozialisten üben Solidarität mit den Schwächsten der Erde, heißt ein Grundsatz der Linken. Die meisten verstehen ihn als Verpflichtung zu Solidarität mit Geflüchteten. Wagenknecht und ihr Ehemann Oskar Lafontaine hingegen stellen den Flüchtling als sozialen Rivalen dar, der Einheimischen Ansprüche streitig macht. Jetzt muckt die Linksjugend auf, und die Parteispitze nimmt nicht mehr hin, dass Wagenknechts Provokationen Parteitage dominieren, die Talkshows und Bundestagsdebatten.

Dass die Linke ihren Flüchtlingsstreit endlich austrägt, den sie im Wahlkampf mühsam unterdrückt hat, ist richtig. Es geht da auch um Fremdenfeindlichkeit in den eigenen Reihen. Dass die Parteichefs sich per Sonderbeschluss mehr Rederechte erkämpft haben, kann man hingegen belächeln. Gehört wird, wer zum Reden begabt ist und sich etwas traut. Da hilft auch Tricksen an der Vortragsliste nicht.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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