Libyen:IS-Miliz erobert libysche Hafenstadt Sirte

Die Bemühungen um eine Einheitsregierung in Libyen machen Fortschritte - sie stehen allerdings auch unter steigendem Zeitdruck, nachdem die Terrormiliz IS die Hafenstadt Sirte unter ihre Kontrolle gebracht hat.

Von Ronen Steinke, München

Die Bemühungen um eine Einheitsregierung in Libyen machen Fortschritte - sie stehen allerdings auch unter steigendem Zeitdruck, nachdem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erstmals die Kontrolle über eine Großstadt in dem Land erobert hat, die Hafenmetropole Sirte. Schon seit Monaten beherrschen die Dschihadisten dort Stadtteile sowie den Flughafen, nun haben sie Berichten zufolge ein wichtiges Kraftwerk im Westen der Stadt übernommen, was ihnen noch deutlich größere Kontrolle verleiht. In Libyen setzt der IS vor allem auf einheimische Islamisten, Sirte gilt seit Jahren als deren Hochburg. Im Gegensatz zu Irak oder Syrien ist es dem IS in Libyen indes nicht möglich, nach Art regelrechter Feldzüge vorzurücken. Es gibt in jeder libyschen Stadt örtliche Machthaber und eigene militärische Autoritäten; nicht etwa eine einheitliche große Armee, die mit einem Mal in sich zusammenbrechen und dem IS Raum lassen könnte. Laut dem Libyen-Experten der Stiftung Wissenschaft und Politik, Wolfram Lacher, beherrscht der IS derzeit weniger als ein Zwanzigstel des Landes. Es gibt noch drei oder vier Städte, in denen die Terrormiliz nach der Macht greifen könnte. Die EU und die Vereinten Nationen haben in dieser Woche in Berlin Vertreter der beiden verfeindeten Parallel-Regierungen des Landes zu Gesprächen über eine Einheitsregierung zusammengebracht. Zwar noch ohne Ergebnis; die Tonlage aber nannten Teilnehmer hoffnungsvoll.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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