Liberia:Ein Hauch von Hoffnung

Das Land steht vor einem friedlichen Wechsel. Schon das ist ein Erfolg.

Von Bernd Dörries

Das erste freie Land Afrikas sollte Liberia werden. Es wurde von den Nachkommen von nach Amerika verschleppten Sklaven gegründet, zu einer Zeit, als die Europäer gerade erst richtig loslegten mit der Plünderung des Kontinents. In Liberia sollte alles anders werden, gerechter, demokratischer, als ob man in der Zeit zurückreisen könnte. Doch Liberia wurde kein Leuchtturm, sondern ein Synonym für Elend und Krieg.

Es ist daher ein Wert an sich, dass es dem Land offenbar zum ersten Mal seit 1944 gelungen ist, einen Machwechsel friedlich zu gestalten. George Weah war früher einer der besten Fußballer der Welt, jetzt wird er nach ersten Ergebnissen wohl der neue Präsident Liberias. Seine Vorgängerin Ellen Johnson Sirleaf war für viele im Westen eine afrikanische Musterpräsidentin, die erste Frau an der Spitze eines afrikanischen Staates, 2011 bekam sie den Friedensnobelpreis. In Europa könnte sie bis heute ganze Hallen füllen, in Liberia ist die Trauer über ihren Abgang aber begrenzt. Für einen Nobelpreis kann man sich kein Essen kaufen.

Als Johnson Sirleaf Präsidentin wurde, kamen sie alle, von Bono bis Bill Clinton, und wollten helfen, Milliarden flossen, und es passierte, was oft passiert, wenn Probleme mit Geld zugeschüttet werden: Die Korruption wuchs, die Probleme blieben. Weah war als Fußballer ein Held. Wenn er als Präsident versucht, halbwegs normal zu bleiben, wäre das ein Erfolg.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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