Liberia:Die historische Verantwortung der USA

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Der westafrikanische Staat wurde 1847 von früheren US-Sklaven gegründet.

Ein Engagement Washingtons in Liberia kommt nicht von ungefähr. Die USA tragen in dem westafrikanischen Land eine besondere historische Verantwortung: Liberia wurde im 19. Jahrhundert von freigelassenen Sklaven aus den Vereinigten Staaten begründet und unterhielt bis in die 80er Jahre dieses Jahrhunderts enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.

Die ersten früheren Sklaven aus den USA trafen 1822 an Bord eines US-Marineschiffs an der Küste des heutigen Liberia ein. Organisiert wurde die Übersiedlung von der Amerikanischen Kolonisierungsgesellschaft (ACS), die freilich nicht nur humanitäre Motive im Sinn hatte.

Wohlhabende Plantagenbesitzer wollten mit der Verschiffung der Schwarzen möglichen Rebellionen vorbeugen. Die schwarzen Neuankömmlinge schwangen sich bald ihrerseits zu Kolonialherren gegenüber der dortigen Urbevölkerung auf, die sie brutal unterdrückten.

1847 gründeten die "Amerikoliberianer" den Staat Liberia - die erste unabhängige Republik Afrikas. Sie gaben dem Land eine Verfassung und eine Fahne nach US-Vorbild.

Die Hauptstadt Monrovia hatten sie schon zuvor nach dem US-Präsidenten James Monroe benannt.

Die Amerikoliberianer bewahrten bis spät in das 20. Jahrhundert hinein die politische und ökonomische Macht in dem neuen Staat und unterhielten enge Verbindungen zu Washington.

Die USA agierten lange Zeit als Schutzmacht für die liberianische Elite. Während der Kolonialzeit schickten die USA wiederholt Kriegsschiffe vor die westafrikanische Küste, um Frankreich und Großbritannien von einem Zugriff auf Liberia abzuschrecken.

Aber auch nachdem 1980 mit Samuel Doe erstmal ein Nicht-Amerikoliberianer die Macht an sich riss, gaben die USA ihre politische und wirtschaftliche Unterstützung des Landes nicht auf.

Der frühere Rebellenführer Charles Taylor, der 1997 zum Staatschef gewählt wurde, wurde dagegen inzwischen zur Unperson erklärt. Präsident George W. Bush forderte in den vergangenen Tagen mehrfach Taylors Rücktritt.

(sueddeutsche.de/AFP)

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