Liberale Dauer-Krise:Grüne: FDP-Politiker beschimpft die Wähler

Der Frankfurter FDP-Politiker Pfeil will die Erklärung für den Niedergang seiner Partei gefunden haben: Die Wähler sind schuld, genauer gesagt, deren Bildungsniveau. Dies empört die hessischen Grünen - sie erkennen einen "neuen Tiefpunkt der politischen Kultur".

Mit Tiefpunkten kennt sich die FDP aus, diesbezüglich konnte sie in diesem Jahr viel Erfahrung sammeln. Einen vorerst letzten Negativrekord in einer Serie von Wahlschlappen setzte sie mit 1,8 Prozent bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin. Dirk Pfeil, Mitglied im hessischen FDP-Parteipräsidium, hat nun eine ganz eigene Erklärung für den Absturz seiner Partei geliefert. In einem Interview mit der Frankfurter Neuen Presse bejahte er die Frage, ob die Wähler zu ungebildet seien, um die Botschaft der FDP zu verstehen. Kurz: Die Masse der Wähler ist zu dumm für die FDP.

Sorgt mit seinen Aussagen zum durchschnittlichen Bildungsniveau der Wähler für Wirbel: der hessische FDP-Politiker Dirk Pfeil. (Foto: dpa)

Pfeil hat sich damit nicht nur den Zorn der Internetgemeinde zugezogen. Denn seine Aussage verbreitete sich in Windeseile im Netz - zum Beispiel hier. Auch die hessischen Grünen reagieren erbost. Sie werfen dem Frankfurter FDP-Politiker nun Wählerschelte vor. Statt sich zu fragen, was die Bürger der FDP bei den Wahlen sagen wollten, gehe er zur "Wählerbeschimpfung" über, sagte der politische Geschäftsführer der hessischen Grünen, Kai Klose. Und wieder ist in Zusammenhang mit der FDP von einem Tiefpunkt die Rede: "Offensichtlich hat die hessische FDP einen neuen Tiefpunkt der politischen Kultur erreicht."

Konkret hatte Pfeil in dem Interview erklärt, dass die Mehrheit der Bevölkerung "keine politische Bildung genossen hat. Die Masse ist meinungslos, sprachlos". Daraufhin wollte es der Interviewer genauer wissen: "Also sind die Wähler zu ungebildet, um die Botschaft der FDP zu verstehen?" Pfeils Antwort: "Die Masse ja. Deswegen werden wir nie eine Volkspartei. Liberal zu sein, ist keine Massenmeinung."

© sueddeutsche.de/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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