Libanon:Stillstand nach dem Sturm

Reformen bleiben bislang aus.

Von Moritz Baumstieger

Natürlich reichen 31 Tage nicht, um ein Land zu verändern, sei es auch so klein wie Libanon. Doch die Bilanz einen Monat nach der Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen ist äußerst dürftig: Kaum etwas hat sich geändert, auch wenn alle Politiker im Land betonen, dass es ein Weiter-so nicht geben darf. Reformen sind auch nicht in Sichtweite, obwohl sie der französische Präsident Emmanuel Macron sehr bestimmt für die nahe Zukunft fordert.

Das Einzige, was sich bislang in Beirut verändert hat, sind die Gesichter in der Exekutive - der alte Premier ist zurückgetreten, ein neuer ist designiert. Worin sich er und sein Kabinett von den Vorgängern unterscheiden, konnte Mustapha Adib, so heißt der Neue, nicht erklären. Und er sagte auch nicht, wie er den Grundproblemen Libanons begegnen will, dem auf religiösen Proporz aufgebauten politischen System und der Bewaffnung der Hisbollah, die als Staat im Staat agiert.

Wie wenig Libanons Spitzenpolitiker Veränderungen wollen, zeigt, dass ein Eingestehen von Fehlern ausbleibt. Dass gefährlichste Güter mitten in der Stadt lagerten, war der Staatsführung bekannt, zu seiner Verantwortung bekannt hat sich jedoch niemand. Nun wurden fünf weitere Menschen im Zusammenhang mit der Katastrophe verhaftet: zwei Behördenchefs, drei Arbeiter.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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