Bedrohung eines jungen Mädchens womöglich Auslöser
In einer Leipziger Flüchtlingsnotunterkunft ist es am Donnerstagabend zu einer Massenschlägerei gekommen. An der Auseinandersetzung in der Messehalle 4 seien bis zu 200 Syrer und Afghanen beteiligt gewesen, sagte Polizeisprecherin Katharina Geyer. Erst mit einem Großaufgebot habe die Polizei die Situation unter Kontrolle gebracht.
Der Auseinandersetzung sei die mutmaßliche Bedrohung eines elfjährigen syrischen Mädchens durch einen Afghanen vorausgegangen. Der Tatverdächtige habe ein Messer auf sie gerichtet, sagte die Sprecherin. Das Mädchen sei daraufhin zu einem Verwandten gegangen und habe sich diesem anvertraut. Danach sei es zur Auseinandersetzung zwischen diesem und dem Angreifer gekommen. Später entwickelte sich daraus eine Massenschlägerei. Fünf Menschen wurden verletzt, darunter soll auch eine Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes sein.
Nach der Schlägerei hätten sich die Afghanen geweigert, in ihre Unterkunft zurückzukehren, sagte Polizeisprecherin Geyer. Die Flüchtlinge campierten dann auf der Freifläche vor der Messehalle. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Nötigung mit dem Messer und Körperverletzung.
Kritik an Massenunterkünften
Insgesamt leben in der Messehalle-Erstaufnahmeeinrichtung mehr als 1800 Menschen. In der Vergangenheit hat es immer wieder Kritik an der Leipziger aber auch anderen Massenunterkünften gegeben. Den Menschen fehle es an Privatsphäre, die hygienischen Bedingungen seien mangelhaft, monieren die Bewohner häufig. Darüber hinaus spielt die Verfassung der Bewohner eine große Rolle. "Die Flüchtlinge stehen unter einer hohen körperlichen und seelischen Belastung, geprägt durch Unsicherheit und Zukunftsangst", sagte der Migrationsforscher Jochen Oltmer zu SZ.de.
Ende August war es im thüringischen Suhl zu schweren Krawallen gekommen. 120 Polizisten mussten ausrücken. Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow schlug daraufhin vor, die Menschen nach Ethnien getrennt voneinander unterzubringen, doch Experten widersprechen: Nur wenige Konflikte entstünden aufgrund kultureller oder religiöser Differenzen.