Bei der Landtagswahl in Thüringen hat die bisher mit absoluter Mehrheit regierende CDU dramatische Verluste erlitten. Laut vorläufigem Endergebnis stürzten die Christdemokraten um fast zwölf Prozentpunkte ab und erreichten nur noch 31,2 Prozent.
Auch eine schwarz-gelbe Mehrheit ist für Ministerpräsident Dieter Althaus außer Reichweite. Die FDP kam zwar laut Hochrechnung auf 7,6 Prozent, aber das reicht nicht für eine Regierungsmehrheit. Wer Thüringen künftig regieren wird, war am Wahlabend noch völlig offen. Möglich wäre ein rot-rot-grünes Bündnis oder eine große Koalition. Letztere wäre für Althaus die einzige Möglichkeit, im Amt zu bleiben. Althaus will diese Möglichkeit jetzt ausloten. Eine große Koalition sei eine "sinnvolle Option", sagte der sichtlich getroffene Ministerpräsident.
Rot-rot-grüne Koalition möglich
Die Grünen erreichten 6,2 Prozent.Die Linkspartei hat sich mit 27,4 Prozent klar vor der SPD positioniert, die auf 18,5 Prozent kam, was gegenüber der Wahl vor fünf Jahren einen Zugewinn bedeutet. Damit wäre in Thüringen eine rot-rot-grüne Koalition möglich. Doch ob es dazu wegen der Selbstblockade im linken Lager kommen wird, ist ungewiss. Die SPD hatte vor der Wahl kategorisch ausgeschlossen, den Spitzenkandidat der Linken, Bodo Ramelow, zum Ministerpräsidenten zu wählen.
Die Linke hatte jedoch auf dem Anspruch beharrt, auch den Ministerpräsidenten zu stellen, wenn sie besser abschneiden würde als die SPD. Ramelow erneuerte diesen Anspruch am Wahlabend noch einmal, wenn auch in vorsichtiger Form. Der Stärkere lade ein und der Stärkere schlage vor, sagte er. SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie vermied eine klare Aussage in dieser Frage. Er sagte lediglich, ohne und gegen die SPD könne "in den nächsten Jahren nicht regiert werden". Für die Grünen schloss Bundeschefin Claudia Roth aus, dass ihre Partei einen Ministerpräsidenten Ramelow mittragen werde.
Die Niederlage für Althaus ist auch im Machtgefüge der Union von Bedeutung. Althaus gilt unter den CDU-Ministerpräsidenten als Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel. Im Wahlkampf hatte Althaus heftige Kritik auf sich gezogen, weil er wiederholt seinen schweren Skiunfall thematisiert hatte, bei dem eine andere Skiläuferin getötet worden war.