Seit Silvio Berlusconis "Ruby-Affäre" macht sich jeder seine eigene Vorstellung davon, was mit dem Begriff Bunga Bunga gemeint sein könnte. Nach vorherrschender Meinung hatte Italiens Premier im vergangenen Jahr zu Sex-Partys eingeladen, von denen die Marokkanerin Karima el Mahroug (Ruby Rubacuore) berichtete. Schon damals war es um die italienische Wirtschaft nicht gut bestellt.

Daran hat sich Tschechiens Außenminister Karel Schwarzenberg nun offenbar erinnert, als er von der Prager Tageszeitung Lidové noviny zur Euro-Krise und den Geldproblemen der Länder Südeuropas befragt wurde. Mit äußerst deutlichen Worten erklärte Schwarzenberg, weshalb die Regierung Berlusconi schuld sei, dass notwendige Reformen verschleppt wurden.
"Leider hat Berlusconi die Zeit durchgevögelt, statt sie für Reformen zu nutzen", sagte der Außenminister.
Schwarzenberg benutzte tatsächlich das Wort "prošoustal", eine vulgäre Bezeichnung für Geschlechtsverkehr. Bevor er den Begriff nutzte, bat er seine Mitarbeiter noch: "Haltet Euch die Ohren zu."
Der italienische Botschafter in Tschechien, Pasquale D'Avino, hatte nach dem Interview um ein Gespräch mit Schwarzenberg gebeten und wurde der tschechischen Tageszeitung Mladá fronta dnes (MfD) zufolge von Jaroslav Kurfürst, einem hohen Beamten des Außenministeriums, empfangen.
"Der italienische Botschafter bat um eine Audienz. Das Gespräch fand in einer freundlichen Atmosphäre statt und beide Teilnehmer versicherten sich gegenseitig, dass die bilateralen Beziehungen zwischen Tschechien und Italien hervorragend sind und nichts sie bedroht", sagte Ministeriumssprecher Vít Kolář der Zeitung. "Es war definitiv keine feindselige Audienz. Unsere Beziehungen sind so gut, dass sie nicht von einem kleinen Wort bedroht werden."
Wie das tschechische Nachrichtenportal Czech Position berichtet, waren sowohl der Ministeriumssprecher als auch die italienische Botschaft nicht bereit, sich zu der Angelegenheit weiter zu äußern. Man habe sich darauf geeinigt, dass die Sache abgeschlossen sei.
Demnach haben die deutlichen Worte des Außenministers also keine Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Den Ruf des italienischen Premiers hätten sie sowieso kaum noch beschädigen können. Nicht nach Bunga Bunga und dem Streit mit seinem Koalitionspartner, der schon zu Rücktrittsgerüchten geführt hat. Beobachter sehen Italien inzwischen ebenso sehr von der Pleite bedroht wie Griechenland.
Karel Schwarzenberg, der kürzlich angekündigt hat, er werde bei der Wahl des Staatspräsidenten 2013 kandidieren, hatte schon zuvor andere hohe Politiker beleidigt - jedenfalls wenn man Tschechiens Vize-Kanzler Petr Hájek folgen will. Schwarzenberg hat Hájek einen "poskok" genannt, was soviel wie Diener oder Lakai bedeutet. Damit habe Schwarzenberg nicht nur ihn, sondern auch seinen Chef, Tschechiens Präsidenten Václav Klaus, beleidigt.
Der Außenminister hatte Hájek in einem Interview mit der tschechischen Wochenzeitschrift Tyden heftig dafür kritisiert, Homosexuelle als "abartige Mitbürger" bezeichnet zu haben - und so Populismus für den Präsidenten zu betreiben.