Nach der Aufhebung des Urteils im Völkermordprozess gegen den ehemaligen Militärmachthaber von Guatemala, Efraín Ríos Montt, will das Gericht den Fall nicht weiter verfolgen. Die Richter hätten sich aus dem Fall zurückgezogen, verlautete am Montag (Ortszeit) aus Kreisen des Menschenrechtsbündnisses Caldh, das in dem Prozess als Kläger aufgetreten war.
Der Fall müsse nun an ein anderes Gericht verwiesen werden. Unklar sei, wann der Prozess neu aufgerollt werden könne. Ein Gericht in Guatemala-Stadt hatte den 86-jährigen Ríos Montt am 10. Mai der Verantwortung für mehrere Massaker an Maya-Ureinwohnern während seiner Herrschaft zwischen 1982 und 1983 für schuldig befunden. Das Verfassungsgericht hob das Urteil jedoch vergangene Woche mit der Begründung auf, die Verurteilung zu 80 Jahren Haft wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei nichtig.
Der Prozess war der erste Versuch einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während des Bürgerkriegs, bei dem laut UNO zwischen 1960 und 1996 mehr als 200.000 Menschen getötet wurden. Ríos Montt war im März 1982 durch einen Putsch an die Macht gelangt und regierte Guatemala bis zu seinem Sturz im August 1983 mit harter Hand. Er wurde während seiner Amtszeit für eine Politik der "verbrannten Erde" bekannt, die sich angeblich gegen linke Aufständische richtete. Davon betroffen waren aber vor allem die einfache Landbevölkerung und die indianischen Ureinwohner.