Linke: Sehnsucht nach Lafontaine:"Wir brauchen ihn absolut"

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Sehnsucht nach Oskar: Luc Jochimsen, früher Linken-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, möchte Ex-Parteichef Lafontaine stärker einbinden - Emnid nennt das Spitzenduo Lötzsch/Ernst "Katastrophen".

Die kulturpolitische Sprecherin der Linkspartei, Luc Jochimsen, hat vor einem Zerfall der Linkspartei gewarnt und für eine stärkere Einbindung des früheren Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine plädiert. "Ich mache mir Sorgen um die Partei. Alles andere wäre gelogen", sagte sie der Mitteldeutschen Zeitung.

Zog sich von der bundespolitischen Bühne nach Saarbrücken zurück: Ex-Linken-Chef Oskar Lafontaine (Foto: dapd)

"Es gibt bei jeder Partei die Gefahr eines Erosionsprozesses. Jede Partei kann auch in sich zusammenbrechen." Dies gelte für die Linkspartei aktuell genauso wie für die FDP. Jochimsen, die früher Bundespräsidentschaftskandidatin ihrer Partei, fügte hinzu: "Es ist in der Tat so, dass es Konflikte gibt. Das lässt sich überhaupt nicht verheimlichen."

Die Linke hatte den erhofften Einzug in die Landtage von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 27. März verfehlt. Die Parteivorsitzenden Klaus Ernst und Gesine Lötzsch hatten eine Mitverantwortung für die Wahlschlappen von sich gewiesen und sich damit Kritik in den eigenen Reihen zugezogen.

Jochimsen riet, Intellektuelle wie den Philosophen Jürgen Habermas in die Fraktion zu bitten und um Rat zu fragen und erklärte dann weiter: "Wir sollten auch Oskar Lafontaine einladen, unseren früheren Fraktionsvorsitzenden, damit er uns seine analytische Einschätzung gibt, wie die Situation ist und wo wir hin müssen", so Jochimsen. Man sollte den Saarländer nicht nur im Wahlkampf sondern, sondern auch in der Fraktion hören. "Eine Grundsatzrede Lafontaines vor der Fraktion hat mit einer Personaldebatte überhaupt nichts zu tun" - schließlich könne er, der die Linksfraktion im Saarländischen Landtag führt, in Berlin nur als "Gastredner" kommen.

Zur Begründung führte Jochimsen an: "Ich finde, dass wir ihn absolut brauchen und dass er uns fehlt. Er hat ein Leben mit allen exponierten politischen Ämtern, die man sich nur vorstellen kann - bis auf den Kanzler."

Lafontaine war im vergangenen Jahr wegen einer Krebserkrankung von seinem Amt als Parteivorsitzender zurückgetreten. Er ist derzeit Fraktionsvorsitzender der Linken im saarländischen Landtag.

Emnid: Spitzenpersonal austauschen

Der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, stellte in der selben Zeitung mit Blick auf die Parteivorsitzenden fest: "Die Partei hat kein Aushängeschild. Klaus Ernst ist eine große Katastrophe, Gesine Lötzsch ist eine mittlere Katastrophe."

Die Linkspartei müsse "das Spitzenpersonal austauschen". Als Alternative nannte er neben Lafontaine und dem Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi den ehemaligen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Auch er strahle eine Überparteilichkeit aus, die Lötzsch und Ernst fehle.

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