Krieg in Syrien:Anti-IS-Koalition tötet in Syrien versehentlich 18 verbündete Kämpfer

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Machthaber Assad reagiert in einem Interview auf die Giftgas-Vorwürfe des Westens und nennt diese "konstruiert".

Die US-geführte Militärkoalition hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff in Syrien versehentlich 18 Kämpfer verbündeter Truppen getötet. Irrtümlich seien im Norden des Landes Einheiten der arabisch-kurdischen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) beschossen worden, teilte die Allianz mit. Der Angriff südlich von Takba sei von den SDF selbst angefordert worden. Diese hätten das daraufhin am Dienstag attackierte Ziel irrtümlich als Stellung der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) identifiziert gehabt. Die Koalition sprach den SDF-Mitgliedern und deren Familien ihr "tiefstes Beileid" aus.

Gleichzeitig erklärte sie, die verbündeten örtlichen Truppen wollten trotz des "tragischen Vorfalls" weiterhin auf den Kampf gegen die Dschihadisten fokussiert bleiben. Die von der Koalition unterstützten SDF versuchen seit März, dem IS die Kontrolle über die strategisch bedeutsame Stadt Takba am Euphrat-Fluss zu entreißen. Die Stadt liegt auf dem Weg nach Raqqa, der letzten IS-Hochburg in Syrien.

Syrien beschuldigt USA, für Freisetzung von Giftgas verantwortlich zu sein

Die syrische Regierung macht derweil die USA für eine angebliche Freisetzung von giftigen Stoffen im Osten des Landes verantwortlich. Das staatliche Fernsehen berichtete über einen anderen Angriff der Militärkoalition, bei dem ein Giftgas-Depot des IS getroffen worden sei. Die dabei freigesetzte Substanz habe hunderte Menschen getötet. Der Zwischenfall in der Provinz Deir al-Sor beweise, dass der IS und die mit der al-Qaida verbundenen Extremisten Chemiewaffen besäßen. Die US-Koalition wies diese Darstellung umgehend zurück: Sie habe zu der Zeit und in dem Gebiet keine Luftangriffe geflogen. "Die Behauptung Syriens ist falsch und wahrscheinlich eine absichtliche Fehlinformation."

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es habe keine Informationen darüber, dass Menschen bei einem Angriff der internationalen Koalition in Deir al-Sor getötet worden seien. Ein Sprecher des Ministeriums sagte der Nachrichtenagentur RIA zufolge, die russischen Streitkräfte hätten Drohnen in das Gebiet geschickt, um die Lage zu erkunden.

Assad nennt Giftgas-Vorwürfe "konstruiert"

Syriens Machthaber Baschar al-Assad bestreitet unterdessen im ersten Interview nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in Chan Scheichun gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass seine Armee die syrische Kleinstadt Anfang des Monats mit Chemiewaffen bombardiert und dadurch fast 90 Menschen getötet habe. Über das kursierende Videomaterial sagte Assad: "Wir wissen nicht, ob diese toten Kinder in Chan Scheichun getötet wurden. Waren sie überhaupt tot?"

Assad sagte in dem Interview außerdem, nie Chemiewaffen eingesetzt zu haben: "Wir haben unser Arsenal vor ein paar Jahren aufgegeben. Selbst wenn wir sie hätten, würden wir sie nicht benutzen. In unserer gesamten Geschichte haben wir unser Chemiewaffenarsenal niemals eingesetzt." Dies sei eine "ethische Frage". Die Vorwürfe des Westens bezeichnet Assad deshalb als "konstruiert".

Zu einer möglichen internationalen Untersuchung des Vorfalls in Chan Scheichun sagte Assad: "Wir können nur eine Untersuchung erlauben, wenn sie unparteiisch ist, wenn wir sicherstellen, dass unbefangene Länder sich an dieser Delegation beteiligen, um sicherzustellen, dass sie es nicht zu politischen Zwecken nutzen."

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