Krieg in Libyen:Schweiz friert Gaddafis Millionen ein

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360 Millionen Franken soll Libyens Machthaber Gaddafi in der Schweiz gebunkert haben. Er ist nicht der einzige Diktator, der in dem Land beträchtliche Geldmengen untergebracht hat.

Die Schweizer Regierung hat nach eigenen Angaben Konten mit mehr als 830 Millionen Franken (646 Millionen Euro) identifiziert, die möglicherweise dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi sowie den zurückgetretenen Herrschern von Ägypten und Tunesien gehören. Das gab die schweizerische Außenministerin Micheline Calmy-Rey bei einem Besuch in Tunis bekannt.

Gaddafi-Anhänger mit einem Plakat des libyschen Machthabers auf der Trauerfeier für den Sohn, der bei einem Nato-Luftangriff getötet wurde: Der Vater war bei der Beerdigung nicht anwesend. (Foto: REUTERS)

So gehöre ein Konto mit mehr als 360 Millionen Franken (280 Millionen Euro) möglicherweise Gaddafi. 410 Millionen Franken (319 Millionen Euro) auf anderen Konten würden mit dem früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und 60 Millionen Franken (47 Millionen Euro) mit dem gestürzten tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali in Verbindung gebracht.

Bern hat Banken und Finanzinstitute angewiesen, diese Guthaben einzufrieren. Tunesien und Ägypten hätten bereits Schritte eingeleitet, um das Geld einzufordern.

Der Schweizer Bundesrat hatte im Januar beschlossen, das Vermögen des geflüchteten tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali zu blockieren. Im Februar kündigte die Schweizer Regierung an, alle Gelder Mubaraks und seiner Angehörigen einzufrieren.

Gaddafi stand nicht am Grab seines Sohnes

Derweil ist in Libyen der jüngste Sohn von Gaddafi beigesetzt worden. Das Begräbnis auf dem Al-Hani-Friedhof wurde am Montag im staatlichen Fernsehen übertragen. Gaddafi selbst stand nicht am Grab seines Sohnes. Anwesend waren dagegen Gaddafis Söhne Saif al-Islam und Mohammed sowie mehrere Funktionäre des Regimes. Saif al-Arab Gaddafi war nach Angaben der libyschen Regierung am vergangenen Wochenende durch einen Nato-Luftangriff ums Leben gekommen.

Die Aufständischen hatten zunächst Zweifel am Tod des Gaddafi-Sohnes geäußert. Sie bezweifelten auch die offizielle Darstellung, wonach sich Gaddafi und seine Frau zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Haus aufgehalten haben sollen, aber unverletzt blieben.

Nach Angaben der Aufständischen intensivierten die Gaddafi-Truppen am Montag ihre Angriffe auf die westliche Hafenstadt Misrata. Nato-Experten bemühten sich, den Hafen von Misrata wieder voll befahrbar zu machen. Nach Angaben des Bündnisses hatten Gaddafi-Truppen am Freitag drei Minen in der Hafeneinfahrt gelegt. Zwei konnten unschädlich gemacht werden, eine dritte wird noch gesucht.

Türkischer Premier Erdogan fordert Rücktritt Gaddafis

Unterdessen forderte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in seiner bisher schärfsten Stellungnahme zum Libyen-Konflikt den sofortigen Rücktritt des Machthabers. Gaddafi solle Libyen umgehend verlassen und seine Macht abgeben, so Erdogan am Dienstag in Istanbul. Bisher hatte die Türkei eine offene Parteinahme in dem Konflikt vermieden.

Der Flüchtlingsstrom aus Libyen hält derweil an. Rund 8000 Berber flüchteten nach Angaben der UN-Flüchtlingsagentur UNHCR am vergangenen Wochenende nach Tunesien. Tausende weitere Libyer seien bereits zuvor vor den Kämpfen zwischen Rebellen und den Truppen von Machthaber Gaddafi in das Nachbarland geflohen, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. 3200 Afrikaner aus der Sub-Sahara-Zone hätten außerdem in den vergangenen Tagen auf Schiffen Libyen verlassen und die italienische Insel Lampedusa erreicht.

© dpa/dapd/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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