Krieg in Libyen:Panzer greifen Misrata an

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Gaddafi versucht mit all seiner militärischen Macht, die Rebellenhochburg Misrata wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Die Truppen des libyschen Machthabers rücken nach Rebellenangaben mit Panzern vor, es gibt Gerüchte über den Einsatz von Chemiewaffen.

Einen Tag nachdem ein Sprecher der libyschen Regierung erklärt hatte, ein Sohn von Machthaber Muammar el Gaddafi sowie drei von Gaddafis Enkelkindern seien bei einem Nato-Luftangriff in Tripolis getötet worden, rücken Panzer in der Rebellenhochburg Misrata vor.

Rauchwolken über Misrata: Truppen Gaddafis greifen die Stadt mit Panzern an. (Foto: BRYAN DENTON/The New York Times/)

Truppen des libyschen Machthabers beschossen erneut die von Rebellen gehaltene Hafenstadt. Mehrere Panzer, die bislang auf dem Gelände des Flughafens der Stadt versteck waren, griffen die Rebellen an. Sie versuchten offenbar, vom Südwesten aus in die Stadt einzudringen, teilten Aufständische mit. Seit dem Morgen nahmen die Panzer Außenbezirke Misratas unter heftigen Beschuss, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Rebellen konterten mit Schüssen aus schweren Maschinengewehren. Nach Angaben der Aufständischen konnten sie die Angreifer zurückschlagen.

Der Rebellenaktivist Rida al Montasser erklärte, der Beschuss habe die ganze Nacht und bis in den Morgen gedauert. Zuvor hatte ein Arzt erklärt, am Sonntag seien bei ähnlichen Angriffen mindestens zwölf Menschen getötet worden.

Misrata wird seit zwei Monaten von Soldaten Gaddafis belagert, hunderte Menschen sind bereits getötet worden. Al Montasser sagte, er habe Gerüchte gehört, dass die Regierungstruppen chemische Waffen einsetzen wollten.

In der nahegelegenen Stadt Slitan hätten die Soldaten bereits Gasmasken verteilt. Die Rebellen hätten ihren Übergangsrat in Bengasi aufgefordert, ebenfalls Gasmasken zu schicken. Misrata hat etwa 300.000 Einwohner und ist die einzige Bastion der Rebellen im Westen des Landes.

Am Sonntag hatten Regierungstruppen unter anderem die Hafenanlagen beschossen, wobei zwei Rebellen ums Leben kamen. Der Hafen ist der einzige Zugang zu der Küstenstadt, die seit zwei Monaten von den Truppen Gaddafis belagert wird. Seit Tagen steht er im Zentrum heftiger Kämpfe. Hunderte afrikanische Flüchtlinge campieren am Hafen, in der Hoffnung, einen Platz auf einem der seltenen Hilfsschiffe zu ergattern.

Unterdessen drückte die libysche Regierung offiziell ihr Bedauern über die Angriffe auf ausländische Vertretungen in Tripolis aus. Bei einer Pressekonferenz sprach Vizeaußenminister Chaled Kaim wörtlich von einem "bedauerlichen Vorfall". Er versicherte, Libyen werde die Reparaturarbeiten übernehmen.

Zu den Angriffen auf die Auslandsvertretungen in Tripolis konnte es laut Kaim kommen, weil die Polizei mit dem Andrang der Massen überfordert war. Die Angriffe ereigneten sich, nachdem die Tötung eines Sohnes Gaddafis, Saif al Arab Gaddafi, verkündet worden war.

Eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur AFP hatte in der libyschen Hauptstadt Demonstranten beobachtet, die das Gebäude der italienischen Botschaft sowie die Residenzen der Botschafter von Italien und Großbritannien anzündeten.

Das italienische Außenministerium verurteilte "Akte des Vandalismus", die am Sonntagmorgen gegen die italienische Botschaft und andere Vertretungen verübt worden seien. Italienischen Medienberichten zufolge wurden die Botschaft und die Residenz des Landes geplündert. Der britische Außenminister William Hague bestätigte am Sonntag die Angriffe und wies den libyschen Botschafter aus Großbritannien aus.

Wegen der Unruhen in Tripolis verließen die ausländischen UN-Mitarbeiter am Sonntag das Land. Eine Menschenmenge sei auf das UN-Gelände vorgedrungen und habe mehrere Fahrzeuge entwendet, sagte ein Sprecher der Organisation. Er begründete die Abreise der zwölf Mitarbeiter auch mit Angriffen auf die Botschaften von Großbritannien und Italien. Nach UN-Angaben sollen sie sich von Tunesien aus um den Westen Libyens kümmern.

In Tripolis gab es laut Bewohnern in der Nacht zum Montag erneut Explosionen, als Kampfjets die libysche Hauptstadt überflogen. Es seien drei Detonationen im östlichen Teil der Stadt zu hören gewesen.

© dpa/AFP/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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