Krieg gegen den Terrorismus:USA erwägen vollständigen Abzug aus Afghanistan

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Ein US-Soldat der 82nd Airborne Division in Senjaray westlich von Kandahar. (Foto: REUTERS)

Mehr als zehn Jahre dauert der Krieg in Afghanistan. Besiegt sind die Taliban noch immer nicht. Jetzt deuten die USA zum ersten Mal an, dass sie sich bis 2014 aus dem Land völlig zurückziehen könnten.

Vor dem Besuch des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai hat die US-Regierung einen Abzug aller US-Truppen nach dem Ende des Nato-Einsatzes 2014 nicht ausgeschlossen. Das sei eine Option, die erwogen werde, sagte der stellvertretende Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama, Ben Rhodes. Es sei unklar, ob nach 2014 noch weitere US-Soldaten im Land bleiben sollen. "Wir wollen keine Optionen ausschließen", sagte er in Washington.

Der Abzug der internationalen Kampftruppen vom Hindukusch ist zwar seit Längerem für Ende 2014 geplant. Unklar ist bisher aber, ob nicht noch weitere US-Kontingente vor Ort bleiben sollen. Die Frage dürfte ein Thema sein, wenn Obama am Freitag Karsai im Weißen Haus empfängt. Bereits am Donnerstag spricht Karsai mit Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Leon Panetta.

Hauptthema der Gespräche in Washington sei der Übergangsprozess in Afghanistan nach 2014, meinte der Sprecher im Weißen Haus, Jay Carney. Es gehe um "unsere gemeinsame Vision einer andauernderen Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Afghanistan". Konkret dürfte es darum gehen, wie die USA beim Aufbau der afghanischen Truppen mithelfen, etwa mit Ausrüstung und weiteren Finanzhilfen. In der Frage einer weiteren US-Truppenpräsenz bahnt sich seit einiger Zeit Konfliktstoff an.

Die New York Times berichtete kürzlich, der in Afghanistan kommandierende General John Allen denkt an bis zu 20.000 Soldaten. Als Mindeststärke wolle er auch nach 2014 rund 6000 Mann. Je weniger Truppen am Hindukusch blieben, umso größer sei das Sicherheitsrisiko. Die verbleibenden US-Soldaten sollten weitgehend Spezialkräfte für Anti-Terrorismus-Operationen sein. In Washington heißt es, die Frage der künftigen US-Truppenstärke solle aber nicht während des Karsai-Besuchs entschieden werden.

Karsai hatte immer wieder gefordert, die US-Truppen sollten sich aus afghanischen Dörfern in ihre Lager zurückziehen. Außerdem hatte er immer wieder US-Angriffe mit zivilen Opfern gebrandmarkt.

Die Bundesregierung hält einen kompletten Abzug aller US-Truppen aus Afghanistan dagegen für unrealistisch. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte heute: "Was da geäußert wurde sind ja Optionen fern jeder Realisierung." Auch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin nannte die Überlegungen hypothetisch.

Gegenwärtig sind 68.000 US-Soldaten sowie rund 30.000 weitere internationale Truppen in dem Land stationiert. Die USA haben bereits ein bilaterales Abkommen mit Afghanistan abgeschlossen, das für den Zeitraum von 2014 bis 2024 gilt. Eine konkrete Stärke der US Truppen ist darin aber nicht genannt.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Bundeswehrverband mitgeteilt, dass man der Ansicht sei, die Bundeswehr benötige auch nach dem offiziellen Ende ihres Einsatzes im Jahr 2014 Kampftruppen in Afghanistan. "Wir brauchen eine Reserve, die in der Lage ist, auf Krisen reagieren zu können", sagte Verbandschef Oberst Ulrich Kirsch der Rheinischen Post. Die Rückverlegung müsse gut abgesichert sein.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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