Konjunktur:Gegen die Spaltung

Eine neue Regierung sollte das Geld politisch klug investieren.

Von Michael Bauchmüller

Eine künftige Regierungskoalition darf sich den nackten Zahlen nach fühlen wie im Schlaraffenland. Die Zahl der Arbeitslosen ist so niedrig wie seit 1991 nicht, die Wirtschaft wächst solide, die staatlichen Überschüsse werden von Jahr zu Jahr größer. So liest sich das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute: Ökonomisch geht es diesem Land um Längen besser als gesellschaftlich.

Für die Koalitionsverhandlungen im Bund wirft das eine verführerische Frage auf: Wohin mit dem vielen Geld? Selten ist eine Regierung mit solchen Spielräumen gestartet - und solchen Hypotheken. Es wäre Zeit, Letztere abzutragen: Die Hypothek eines gespaltenen Landes, in dem sich zigtausende Menschen ganz offensichtlich abgehängt fühlen.

Das lässt sich mit Geld nur bedingt ändern, ganz bestimmt aber nicht durch Investitionen in Beton. Will eine künftige Regierung klug investieren, dann steckt sie mehr Geld in Chancen. Das verlangt Hilfen für bessere Schulen, mehr Lehrer, auch kleinere Klassen und gezielte Förderung. Es verlangt, endlich auch entlegene Regionen an schnelles Internet anzubinden, mitsamt einer öffentlichen Verwaltung, die digital erreichbar ist. Und es verlangt Strukturpolitik dort, wo Strukturen durch Abwanderung zerbröseln. Ein Aufschwung, der den einen nutzt, viele andere aber zurücklässt, vertieft die Gräben. Dieses Land kann sich Besseres leisten.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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