Konflikte:Zwischen Angst und Urlaubsfreude - Reisende auf dem Weg in die Türkei

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Passagiere warten am Flughafen Düsseldorf vor einem geschlossenen Check-In-Schalter für einen Flug von Turkish Airlines nach Istanbul. (Foto: Marius Becker/dpa)

München/Frankfurt (dpa) - Ein tiefer Seufzer. Hakan Dönmez wendet sich ab und schlängelt sich durch die Reihen. Minutenlang hat er am Schalter im Münchner Flughafen diskutiert.

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München/Frankfurt (dpa) - Ein tiefer Seufzer. Hakan Dönmez wendet sich ab und schlängelt sich durch die Reihen. Minutenlang hat er am Schalter im Münchner Flughafen diskutiert.

Um 9.30 Uhr hatte er nach Istanbul fliegen wollen. Nun hat er erfahren, dass auch der am Samstagmorgen auf 20.30 Uhr umgebuchte Flug wegen des Putschversuchs in der Türkei ausfallen wird. Und nun? Der Mitarbeiter am Schalter habe ihm geraten, nach Hause zu gehen, sagt Dönmez. „Aber mein Zuhause ist die Türkei.“ Da warten seine Frau und seine kleine Tochter auf ihn.

Er ist nicht allein: Im Terminal des zweitgrößten deutschen Airports haben sich vor dem Schalter von Turkish Airlines lange Schlangen gebildet, zwei Mitarbeiter versuchen Reisenden zu helfen. Größtes Problem scheinen hier nicht Stornierungen von Reisenden zu sein, sondern die mangelnden Plätze in Flugzeugen. Denn fliegen, das wird schnell klar, wollen hier fast alle.

Auch vor dem Schalter D889 im Terminal 2 des größten deutschen Airports in Frankfurt steht am Samstagmorgen eine kleine Schar von Urlaubern. Auf den ersten Blick eine normale Szenerie - würde nicht auf der Tafel „Izmir“ stehen. „XQ 911“ der Linie „Sun Express“ ist laut Anzeigetafel der einzige Flug, der an diesem frühen Morgen Richtung Türkei gehen soll. Die Reisenden geben sich gelassen und zuversichtlich - aber auch kämpferisch.

Der gebürtige Afghane Zubair Ahmad Qarizada fliegt mit seinem Freund Emre (Name geändert) in dessen Heimat. „Ich habe nicht wirklich Angst“, sagt Qarizada. „Es wird schon alles gut gehen.“ Schließlich gehe der Flug nach Izmir und nicht nach Istanbul. „Wir wollen uns nicht einschüchtern und in unserer Freiheit einschränken lassen“, betont der 18-Jährige. Veronika Morgül hatte am Samstag bereits mit ihrem Mann Kontakt, der in seiner Heimat Türkei auf die 65-Jährige und die beiden Enkel Timur (8) und Bora (11) wartet. „Wir wollen einen schönen Urlaub haben“, betont sie. Große Städte wie Izmir werde sie meiden. „Wir gehen schwimmen.“

An der Gepäckaufgabe in München ist am Mittag viel los. Und während manche kurz vor der Reise doch noch Bedenken wegen der Sicherheit haben, geben sich andere gänzlich entspannt. Emre Bulanik und seine Familie warten auf einen Flieger nach Antalya. „Ich bin glücklich und fröhlich, ich fliege in den Urlaub.“

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