Konflikte:Welche militärischen Optionen haben die USA im Irak?

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Washington (dpa) – Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte steht vor einem Drahtseilakt: Barack Obama will den raschen Vormarsch von Dschihadisten im Irak wenigstens vorübergehend stoppen, sich aber nicht in einen neuen Irak-Krieg verwickeln lassen.

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Washington (dpa) – Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte steht vor einem Drahtseilakt: Barack Obama will den raschen Vormarsch von Dschihadisten im Irak wenigstens vorübergehend stoppen, sich aber nicht in einen neuen Irak-Krieg verwickeln lassen.

Die wichtigsten Fragen zu einem möglichen US-Militäreinsatz:

Werden die USA Bodentruppen in den Irak senden?

Ein groß angelegter, bewaffneter Kampfeinsatz von US-Soldaten auf irakischem Boden scheint ausgeschlossen. „Keine Soldatenstiefel auf dem Boden“, heißt es wie schon bei den Krisen in Syrien (2013) und Libyen (2011). In der 2003 begonnenen „Operation Iraqi Freedom“ kamen bereits 4411 Angehörige des US-Militärs ums Leben. Diese Zahl will Obama keinesfalls in die Höhe treiben.

Wie wahrscheinlich sind Angriffe aus der Luft?

Gezielte und zeitlich begrenzte Luftangriffe auf Ziele sunnitischer Dschihadisten sind nach Berichten von US-Medien möglich. Diese könnten mit F18-Kampfjets geflogen werden, die auf dem Flugzeugträger „George H.W. Bush“ im Persischen Golf bereitstehen. Zudem könnten US-Flugzeuge innerhalb des Landes, im kurdischen Norden oder nahe gelegenen Ländern wie Kuwait und Katar stationiert werden.

Welche Rolle könnten Drohnen-Attacken spielen?

Unbemannte Kampfdrohnen haben den Vorteil, dass bei deren Angriffen keine US-Piloten abgeschossen und gefangen genommen werden könnten. Drohnen des Typs MQ-1 „Predator“ können Raketen vom Typ AGM-114 „Hellfire“ tragen und damit bewegliche Ziele treffen. Die elf Meter langen Drohnen des Typs MQ-9 „Reaper“ können zudem 500 Kilogramm schwere Präzisionsbomben tragen.

Um welche Ziele geht es bei den möglichen Angriffen?

Vor allem um Camps, Waffenlager und Anführer der Isis-Kämpfer. Solche Treffer könnten bei den Dschihadisten Angst und Verwirrung stiften. Das Problem: Die Extremisten haben keine ordentlich aufgereihten Panzer, Tankfahrzeuge und Mannschaftswagen. Statt klassischen Angriffszielen geht es eher um bewaffnete Männer in Lieferwagen. Ohne gute Informationen von vorderster Front könnten bei US-Angriffen aus der Luft auch befreundete Truppen oder Zivilisten getroffen werden.

Wie kommen die USA an diese Informationen?

Auch hier spielen Drohnen eine wichtige Rolle. Mit Hilfe der ferngesteuerten Mini-Flugzeuge können US-Befehlshaber fast sämtliche Bewegungen im Irak in Echtzeit beobachten. Diskutiert wird nach Informationen der „Los Angeles Times“ auch, eine rund 100 Mann starke Spezialeinheit zu senden, um Luftangriffe zu koordinieren. Sie könnten irakischen Kommandeuren außerdem taktische Ratschläge geben und gesammelte Informationen mit ihnen austauschen. Sie hätten der Zeitung zufolge aber keine Befugnis, an Kämpfen teilzunehmen.

Wie kommt der Präsident zu seinem Entschluss über einen Angriff?

Entscheidend dürfte sein, ob der schiitische irakische Premier Nuri al-Maliki bereit ist, das Land politisch zu einen und bei dieser Lösung auch die Sunniten zu berücksichtigen. Obama zögert aber auch, weil er den Krieg von Ex-Präsident George W. Bush nicht neu beginnen will, was seine Umfragewerte nach unten drücken würde. Obama stimmt sich zudem laufend mit seinen wichtigsten Beratern und Ministern ab. Eine mögliche militärische Zusammenarbeit mit dem Iran ist vom Tisch.

Wie will Obama seine eigenen Landsleute im Irak schützen?

Das ist keine leichte Aufgabe, denn allein die Botschaft in Bagdad ist mit rund 5000 Mitarbeitern die größte diplomatische Vertretung der USA weltweit. Und sie soll vorerst geöffnet bleiben. Zur Verstärkung der bereits an der Botschaft stationierten 200 bis 300 Soldaten sollen 275 weitere kommen, wie Obama am Montag (Ortszeit) mitteilte. Diese Truppe soll notfalls auch an Kämpfen teilnehmen.

Was geschieht, wenn die Isis-Kämpfer weiter an Bagdad heranrücken und beispielsweise den Flughafen angreifen?

Dann dürften die USA eine Evakuierung im großen Stil starten. Neben dem genannten Flugzeugträger warten fünf Kriegsschiffe mit mehr als 500 Marineinfanteristen, Dutzenden Helikoptern und einem senkrecht startenden Flugzeug im Persischen Golf. Einiges Botschaftspersonal wurde bereits von Bagdad in die Konsulate in Erbil und Basra umgesiedelt.

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