Konflikte:Frankreich will 1000 Soldaten in Krisenland Zentralafrika schicken

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Paris/Bangui (dpa) - Als Reaktion auf die schwere Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik will die frühere Kolonialmacht Frankreich rund 1000 zusätzliche Soldaten in das Krisenland schicken.

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Paris/Bangui (dpa) - Als Reaktion auf die schwere Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik will die frühere Kolonialmacht Frankreich rund 1000 zusätzliche Soldaten in das Krisenland schicken.

Ziel sei eine kurzfristige Unterstützung der Friedenstruppen aus den afrikanischen Staaten, kündigte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Dienstag in Paris an. Die Soldaten sollten für rund sechs Monate zu den 450 französischen Militärs stoßen, die bereits in der früheren Kolonie stationiert sind. Das Land im Herzen des Kontinents war ins Chaos geschlittert, nachdem das Rebellenbündnis Seleka (Allianz) im März Staatschef François Bozizé gestürzt hatte.

Der französische Einsatzes soll durch eine neue Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen legitimiert werden. Ein Entwurf wird seit Montag in New York diskutiert. Die Entscheidung soll bis Ende nächster Woche fallen. UN-Vizegeneralsekretär Jan Eliasson warnte die Mitgliedstaaten, dass Zentralafrika im Begriff sei, sich zu einem Brutplatz für Extremisten und bewaffnete Gruppen zu entwickeln. „Die Situation könnte in einen religiösen und ethnischen Konflikt mit langjährigen Konsequenzen und sogar einen Bürgerkrieg ausarten, der auf die Nachbarländer übergreift.“

Seit der Revolte des Rebellenbündnisses im März herrscht Chaos im Land. Putschpräsident Michel Djotodia, der die Gruppe anführte, ordnete im September die Auflösung seines Bündnisses an. Die Rebellen verüben aber weiterhin Attacken. Erst vor wenigen Tagen kam es nach Angaben von „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) in der Stadt Bouca im Nordwesten des Landes zu blutigen Zusammenstößen. Zahlreiche Menschen wurden getötet oder vertrieben.

„Wir sehen ständig und überall Gewalt. An manchen Tagen ist sie je nach Region lediglich intensiver als an anderen“, sagte die MSF-Chefin in Zentralafrika, Ellen van der Valden, der Nachrichtenagentur dpa. Die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen mahnen, dass der Bevölkerung eine schwere humanitäre Krise droht. Bereits jetzt halten sich nach Angaben des Roten Kreuzes Zehntausende Menschen im Land versteckt, wo sie kaum Zugang zu Nahrung und sauberem Trinkwasser haben. Über 400 000 Menschen wurden nach UN-Angaben aus ihren Dörfern vertrieben.

„Ich war noch nie in einem Land mit so vielen Malaria-Kranken“, erklärte Van der Valden. „Die Hälfte unserer Patienten leidet an der Seuche. Deshalb machen wir uns so große Sorgen um die Menschen im Busch, denn sie haben keinen Zugang zu Behandlung.“ Sie rief die Internationale Gemeinschaft dazu auf, die Hilfen für das Land dringend aufzustocken. Die Zentralafrikanische Republik zählt zu den ärmsten Ländern der Erde.

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