Der Präsident geht in die Offensive, und das auch bei der eigenen Bevölkerung. Petro Poroschenko verlangt den Ukrainern bis zum Ende des Jahres eine Art Solidaritätszuschlag ab, einen ukrainischen Soli. Aber statt die Abgabe euphemistisch aufzuhübschen, wird sie genau so genannt, wie sie auch gemeint ist: eine Militärgebühr, eine Kriegssteuer.
Meinung Ukraine:Auf dem langen Weg zu neuer Stärke
Der Präsident der Ukraine gibt sich kraftstrotzend. Petro Poroschenko will die Separatisten vertreiben. Er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Kiew an politischen Ideen mangelt. Die Menschen hoffen auf Normalität. Ihr Alltag - ein Albtraum.
Poroschenko will das Momentum nutzen, das er zumindest innenpolitisch derzeit hat. Die Mehrheit der Bevölkerung stützt seinen Kurs, auch wenn die neue Steuer dies nun ändern könnte. Und weil im Osten die Massendemonstrationen gegen Kiew ausbleiben, setzt er ganz auf einen militärischen Sieg gegen die Separatisten. Dass er dabei auch Raketen und Artillerie einsetzt, treibt den Preis des Einsatzes in die Höhe.
Europa, die USA und Japan sind gefragt
Der Präsident ist gewaltigem Druck ausgesetzt - nicht zuletzt, weil der Krieg auch viel Geld kostet. Jeder Tag schlägt mit 4,5 Millionen Euro zu Buche, eingeschlossen die Kosten für den Wiederaufbau. Geld, das der Staat nur aufbringen kann, wenn er anderes vernachlässigt. Denn die Wirtschaft leidet: wegen des alten Janukowitsch-Kurses, wegen fehlender Investoren, wegen Russlands Einfuhrverboten.
Ukraine-Krise:Viele Tote bei Hinterhalt der Separatisten
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Deshalb sind nun auch Europa, die USA, Japan gefragt - all jene also, die Russland wegen des Konflikts mit Sanktionen belegen. Stimmig wäre es, wenn sie Poroschenko mäßigen und zugleich in die ukrainische Wirtschaft investieren.