Kommunismus: Linken-Chefin Lötzsch:Kritische Passagen gestrichen

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Ihre vorbehaltlose Kommunismus-Empfehlung hat Linken-Chefin Gesine Lötzsch viel Kritik eingebracht. In Textentwürfen, die ihr der linke Philosoph Michael Brie geliefert hatte, war noch die Rede vom "Terror der Bolschewiki" gewesen.

Für ihre Empfehlung, sich auf den Weg in den Kommunismus zu machen, wurde Linken-Chefin Gesine Lötzsch selbst in ihrer eigenen Partei kritisiert. Denn in ihrem Artikel in der linken Zeitung Junge Welt fehlten Hinweise auf die Verbrechen im Namen dieser Ideologie.

Hätte Gesine Lötzsch die kritischen Textstellen zum Kommunismus in den Entwürfen des Philosophen Michael Brie zu ihrem Artikel nicht gestrichen, wäre ihr vermutlich viel Kritik ersparrt geblieben. (Foto: dpa)

Wie nun bekannt geworden ist, kann sie sich dabei nicht auf Nachlässigkeit berufen: In den Textentwürfen, die der linke Philosoph Michael Brie der Parteivorsitzenden für ihren Artikel geliefert hat, waren entsprechende Passagen offenbar enthalten. Lötzsch hat sie, so berichtet Spiegel Online, gestrichen.

Michael Brie ist Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er hat in der Vergangenheit mehrfach deutlich auf die Verbrechen in der kommunistischen Diktatur hingewiesen und sich davon distanziert. Nach Angaben von Spiegel Online war er im November gebeten worden, Lötzsch bei der Arbeit an einem Artikel zu helfen, den die Junge Welt "in Vorbereitung auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz" angefordert hatte.

Dem Bericht zufolge enthielten Bries Entwürfe Hinweise auf den "Terror der Bolschewiki". Um den Kommunismus ging es dagegen nicht.

Dass sie sich helfen ließ, hat Lötzsch Spiegel Online bestätigt. "Ich äußere mich aber nicht zu Bearbeitungsschritten", erklärte sie. "Es ist doch logisch, dass man Zuarbeiten nicht eins zu eins umsetzt."

In ihrem Fall bedeutete Bearbeitung offenbar die Streichung der Hinweise auf den Terror der Bolschewiki in Bries Vorlagen. Dafür formulierte sie eine Einleitung, in der sie empfahl, nicht über den richtigen Weg zum Kommunismus zu streiten, sondern die unterschiedlichen Wege auszuprobieren.

So unkritisch sie gegenüber dem Kommunismus schreibt, so kritisch weist sie in ihrem Text auf "Perioden der Entfesselung des Kapitalismus und seines Übergangs in offene Barbarei" im zwanzigsten Jahrhundert hin.

Man könne den Begriff Kommunismus nicht aus dem Sprachgebrauch streichen, entgegnete Lötzsch ihren Kritikern. Dann sei keine kritische Auseinandersetzung mehr möglich. Auf diese allerdings hatte sie in eben ihrem Artikel verzichtet.

Wer nun an ihrer demokratischen Gesinnung zweifelt, dem unterstellt die 49-Jährige eine "üble Diffamierungskampagne. Sie sei "Demokratin mit Haut und Haaren" und habe in ihrem Beitrag nur "extrem zugespitzt", erklärte sie in einer Rede am Montag.

Unterstützung bekommt sie inzwischen vom Fraktionsvorsitzenden der Linken im Saarland, Oskar Lafontaine. Lötzsch habe in ihrem Aufsatz "für den demokratischen Sozialismus geworben", der früher auch einmal ein Ideal der SPD gewesen sei. Dann habe sie "einen missverständlichen Satz gesagt", und daraus sei "eine grobe Falschmeldung" gemacht worden. Die Linke sei die Partei der Freiheit und der Demokratie, "und daran wird niemand etwas ändern", unterstrich Lafontaine, der bis Mai 2010 Linken-Chef war - und somit Lötzschs Vorgänger.

© sueddeutsche.de/AP/AFP/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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