Kommunen:Torontos Bürgermeister will nach Crack-Konsum im Amt bleiben

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Montreal (dpa) - Torontos Bürgermeister Rob Ford hat seinen Crack-Konsum eingestanden und zugleich Rücktrittsforderungen zurückgewiesen: "Im Namen der Steuerzahler dieser großartigen Stadt müssen wir uns umgehend wieder an die Arbeit machen."

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Montreal (dpa) - Torontos Bürgermeister Rob Ford hat seinen Crack-Konsum eingestanden und zugleich Rücktrittsforderungen zurückgewiesen: „Im Namen der Steuerzahler dieser großartigen Stadt müssen wir uns umgehend wieder an die Arbeit machen.“

Er entschuldigte sich für seinen Drogenkonsum und fügte hinzu, er sei damals total betrunken gewesen. Drogenabhängig sei er aber keineswegs.

Den Verdacht gab es bereits seit längerem: Vor fünf Monaten hatten eine US-Klatschseite und eine Tageszeitung über ein Video berichtet, das Ford beim Rauchen von Crack zeigen soll, einer auf Kokain basierenden Droge. Der Bürgermeister selbst hatte die Anschuldigungen damals „lächerlich“ genannt.

Die Vorwürfe hatten sich in der vergangenen Woche erhärtet, nachdem Torontos Polizeichef Bill Blair mitgeteilt hatte, dass die Ermittler auf eindeutiges Videomaterial gestoßen seien. Ford forderte die Polizei auf, die Bilder zu veröffentlichen, was aber nicht geschah. „Ich will, dass jeder in der Stadt diese Aufnahmen sieht.“

In der kanadischen Metropole sorgt der Crack-Skandal für Aufruhr, doch der 2010 ins Amt gekommene Bürgermeister gibt sich unerschrocken. Er bekräftigte sogar seinen Anspruch auf eine weitere Kandidatur im kommenden Jahr. „Ich bin gewählt worden, um einen Job zu erledigen. Und das ist genau das, was ich weiterhin machen werde“, sagte der 44-Jährige.

Die Kritiker brachten sich derweil in Stellung: Stadträtin Jaye Robinson etwa befand, der Bürgermeister habe nicht mal mehr „ein Fünkchen an Glaubwürdigkeit“. Sie wünsche sich daher, dass er sich eine Auszeit nehme. Kathleen Wynne, Premierministerin der Provinz Ontario, deren Hauptstadt Toronto ist, äußerte sich besorgt. Mit der Debatte um Ford werde die Stadt es schwer haben, wieder zur Normalität zurück zu kehren, sagte sie.

Laut Gesetzeslage können weder die Stadträte noch die Ministerin Ford zum Rücktritt zwingen, so lange er nicht eines Verbrechens angeklagt und verurteilt worden ist. Ob dem Bürgermeister eine Anklage droht, ist derzeit fraglich.

Politische Beobachter sind durchaus der Ansicht, dass der skandalerprobte Bürgermeister gute Chancen auf eine Wiederwahl hätte. „Ich denke, es dürfte ein leichtes für ihn werden“, sagte Nelson Wiseman, Politikprofessor an der Universität von Toronto, dem Sender CBC. Viele Leute hätten Ford gewählt, weil er ihrer Meinung nach keiner der vielen Abzocker im Rathaus sei, erläuterte er.

Tatsächlich hatte eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forum Research in den vergangenen Tagen eine wachsende Unterstützung bei Fords Stammwählerschaft ausgemacht. Diese lebe in den Vororten und fühle sich von den wohlhabenderen Innenstadtbewohnern entfremdet und an den Rand gedrängt, sagte der Präsident von Forum Research, Lorne Bozinoff. Weniger sachlich urteilte die bekannte Kolumnistin des „Toronto Star“, Rosie DiManno, über die Causa Ford. Sie forderte diesen zum Rücktritt auf, da er ein „Grobian und Betrüger“ sei.

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