Henriette Reker wusste, dass sie ein Risiko eingegangen war mit ihrer "#KoelnChallenge". Also erklärte Kölns Oberbürgermeisterin am Sonntagabend gleich nach den ersten Hochrechnungen, sie habe ja nur "eine Wette ohne Verlierer" angeboten, als sie vor Wochen 196 Städte zum ehrbaren Wettstreit um die höchste Wahlbeteiligung bei der Europa-Wahl aufgerufen habe: "Es gibt nur eine Gewinnerin - und das ist Europa", rief sie im Rathaus den etwa hundert Gästen einer Wahlparty zu.
Am Tag danach steht fest: Köln hat den ehrbaren Wettbewerb für Europa verloren. Eindeutig sogar: Münster, die westfälische Bürger- und Studentenstadt, erreichte eine Wahlbeteiligung von 73,7 Prozent, das bundesweit zweitbeste Ergebnis überhaupt (nach St. Wendel im Saarland). Keine andere Stadt, die sich auf die "#KoelnChallenge" eingelassen hatte, kam auch nur in die Nähe des Münsteraner Wertes. Schon gar nicht Frankfurt am Main, das mit nur 60,1 Prozent sogar unter dem Bundesdurchschnitt blieb. Bürgermeister Peter Feldmann muss 2020 nun beim Kölner Straßen-Karneval mitlaufen. Ob als Verlierer oder Gewinner, ist ihm wohl egal.
Köln hat seine eigene Herausforderung zwar verloren. Und dennoch gewonnen: Die Kölner Wahlbeteiligung von immerhin 64,6 Prozent ist die höchste Bürgerbeteiligung bei allen Urnengängen im Schatten des Domes seit Anbruch des 21. Jahrhunderts. Weshalb eine euphorische Stadtsprecherin sogleich "eine Jahrhundertwahl" bejubelte. Die Kölner, dieser mehr für seine Lebensfreude als für sein Pflichtgefühl bekannte Menschenschlag, hat sich somit selbst einen Rekord geschenkt. Das dürfte der selbstgenügsamen Metropole am Rhein reichen (zumal der ewige Konkurrent Düsseldorf bei der #KoelnChallenge" gekniffen und nur 63,6 seiner Wahlberechtigten auf die Beine gebracht hatte).