Koalitionen:Ödes Gerede

Was von Vorschlägen des Ministerpräsidenten Günter zu halten ist.

Kommentar von Nico Fried

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther ist ein Günstling des Glücks. Erst war er nur ein weiterer unbekannter CDU-Chef in Kiel. Dann gewann er quasi aus Versehen die Landtagswahl, auch weil sich sein Vorgänger von der SPD reichlich dusselig anstellte. Günther führt eine Koalition mit FDP und Grünen und hat sich in der CDU erfolgreich jenseits der konservativen Junioren um Jens Spahn positioniert. Doch der Zuspruch hat politische Thermik entwickelt - und nun hat Günther abgehoben.

Sein Plädoyer für mehr Pragmatismus der CDU gegenüber der Linken war aus vielen Gründen überflüssig: Mit ihrem Vorstoß zum sozialen Engagement junger Menschen hatte Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer die CDU zur Abwechslung mal an die Spitze einer gesellschaftlichen Debatte geführt. Das öde Gerede um Koalitionen steht dazu quer. Zudem sind politische Ratschläge von West nach Ost selten hilfreich, zumal von Unbeteiligten. Und Günthers Erklärung, er habe nur Fälle gemeint, in denen gegen AfD und Linke nicht regiert werden könne, macht die Sache nicht besser. Es geht nämlich nicht darum, sich für diesen Fall zu wappnen, sondern ihn zu verhindern.

Das Glück bleibt Günther trotzdem hold. Immerhin kann er dieses Wochenende unter der Rubrik abheften: wieder was gelernt.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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