Vielleicht kommt ja alles ganz anders: Die USA steigen aus dem Klimaabkommen aus, aber der Klimaschutz geht trotzdem weiter. So ungefähr stellt sich das UN-Generalsekretär António Guterres vor. Die Entscheidung Donald Trumps, das Abkommen von Paris aufzukündigen, habe dem Klimaschutz "weltweiten Schub" gegeben. Schließlich hätten sich nun China und Europa umso klarer dazu bekannt, erklärte er am Montag. Aber reicht das?
Wohl nicht. Zwar machen die G-20-Staaten Fortschritte beim Klimaschutz, die Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas verringert sich - aber noch geht es viel zu langsam, um das 2015 in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Auch das Energiewende-Land Deutschland schneidet nur mittelmäßig ab - vor allem, weil hierzulande enorm viel Kohle verbrannt wird und noch immer kein Plan für einen Kohleausstieg existiert. Das geht aus dem Bericht "Brown to Green 2017" der internationalen Initiative Climate Transparency hervor, an der unter anderem die deutsche Denkfabrik NewClimate Institute sowie die Umwelt-Organisation Germanwatch beteiligt sind. Der Report bewertet die politische und wirtschaftliche Entwicklung in den G-20-Staaten nach Klimaschutz-Aspekten. Er wurde am Montag vorgestellt.
"Die Dekarbonisierung der Wirtschaft in den G-20-Staaten hat begonnen", sagt Niklas Höhne vom NewClimate Institute, Co-Autor der Studie. Tatsächlich wird für jeden Dollar Wirtschaftsleistung immer weniger Kohlendioxid frei. Gleichzeitig aber wächst die Wirtschaft weiter, und auch der Energiehunger der Welt steigt. "Deswegen sehen wir zwar erstmals kaum noch einen Anstieg der Emissionen, aber auch noch keine Verminderung der Treibhausgase", sagt Höhne.
Die aber wäre dringend nötig, um die Welt überhaupt auf einen Pfad zu bringen, auf dem sich die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen lässt - ganz zu schweigen von jenen 1,5 Grad, die das Abkommen von Paris als Idealziel anpeilt. Rund ein Grad globale Erwärmung ist schon heute erreicht.
Besonders spannend ist, wie die USA und China beim Klimaschutz vorankommen - immerhin entfallen auf die beiden Riesen rund 40 Prozent der weltweiten Emissionen. In den USA hat sich das Bild für die Experten mit dem Antritt von Trump deutlich verschlechtert: Vor allem für die langfristigen Klimaziele sowie für die Kohleausstiegs-Politik gibt es schlechte Noten, ebenso für die internationale Klimapolitik - kein Wunder, da Trump aus dem Paris-Abkommen aussteigen will. Allerdings gibt es auch positive Entwicklungen, etwa den schnellen Rückgang des Kohleverbrauchs und das hervorragende Investitionsklima für erneuerbare Energien.
Mit China sind die Klima-Experten schon eher zufrieden: Die Klimapolitik insgesamt bewerten sie als recht gut, der Kohleausstieg kommt voran; nur hat Peking bisher kein ehrgeiziges Klimaziel für 2050. Das wiederum verhält sich in Deutschland genau umgekehrt: Zwar gibt es hier schöne Klimaziele. Doch die Emissionen stagnieren seit Jahren. Selbst unter den G 20 rangiert die Bundesrepublik bei den Emissionen pro Kopf damit nur im Mittelfeld - trotz der Energiewende.