Auftritt auf der Kieler Woche:Daniel Günther singt "Layla"

Lesezeit: 2 min

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kurz vor der offiziellen Eröffnung der Kieler Woche. Seinen Auftritt bei dem Fest selbst halten manche für fragwürdig. (Foto: Jonas Walzberg/DPA)

Wegen sexistischer Untertöne war der Ballermann-Hit "Layla" auf einigen Volksfesten verboten. Der CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein singt ihn auf der Kieler Woche, und zwar weitgehend textsicher.

Von Jana Stegemann, Hamburg

Das, was im Süden das Oktoberfest ist, ist im Norden die Kieler Woche. Nur dass es bei dem einwöchigen Sommerfest nicht nur ums Trinken und Feiern geht, sondern auch noch um Segelsport. Jährlich besuchen mehrere Millionen Gäste das Volksfest im Norden, natürlich hat auch der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins berufliche und private Termine auf dem Fest. Im Bayernzelt kam es am Donnerstag zu einem viel beachteten Auftritt des CDU-Politikers.

Auf einem etwas unscharfen Video, das auf Twitter auftauchte, ist Daniel Günther auf der Bühne im Partyzelt zu sehen. Der 49-Jährige - in grauem Hemd und Jeans - springt im Takt auf und ab, lacht, ins Mikro singt er: "Ich hab 'nen Puff. Und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler. La-La-La-La-La-La-La-Layla. La-la-la-la, die wunderschöne Layla." Dann verlässt den Politiker seine Textsicherheit für einen Moment, er schaut zu dem Mann neben ihm auf der Bühne. Der weiß, wie es weitergeht. Einfach noch einmal: "Sie ist schöner, jünger, geiler." Mit seinem rechten Arm deutet Günther im Takt in die Menge, die reckt ihrerseits Hände und Maßkrüge.

Die Kieler Staatskanzlei bestätigt die Echtheit des Videos

Die stellvertretende Regierungssprecherin in Kiel bestätigte der Süddeutschen Zeitung auf Anfrage die Echtheit des Videos, der Ministerpräsident habe "im Rahmen eines privaten Rundgangs" über die Kieler Woche auch das Bayernzelt besucht. Dort sei er von der Band gebeten worden, mit ihnen einige ihrer Lieder auf der Bühne mitzusingen. "Diesem Wunsch ist der Ministerpräsident wie auch schon in der Vergangenheit gerne nachgekommen", heißt es in einer Stellungnahme.

Wegen seiner sexistischen Untertöne gab es in Deutschland im vergangenen Sommer wochenlang hitzige Diskussionen um den Ballermann-Hit von DJ Robin & Schürze. Auf mehreren großen Volksfesten wie zum Beispiel der Düsseldorfer Rheinkirmes in Nordrhein-Westfalen und dem Würzburger Kilian-Fest in Bayern darf der von vielen als frauenfeindlich empfundene Song nicht gespielt werden. Auf dem Münchner Oktoberfest 2022 war "Layla" dagegen der Publikumshit.

Daniel Günther gilt gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst als die Nachwuchshoffnung der CDU; er wurde zwischenzeitlich sogar als Merkels Kronprinz gehandelt. Weitgehend geräuschlos und sehr erfolgreich führt Günther in zweiter Amtszeit im nördlichsten Bundesland seine schwarz-grüne Landesregierung.

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Es ist nicht das erste Video von ihm beim Feiern: Als er bei der Landtagswahl 2022 mit 43,4 Prozent im Ministerpräsidentenamt bestätigt wurde, machte ebenfalls ein Video von ihm die Runde, das ihn zu dem Song "Helikopter 117" ausgelassen tanzend und singend ("Mach den Hub Hub Hub") zeigt. Der Bild-Zeitung hatte Günther zu "Layla" im vergangenen Sommer gesagt: "Es wäre kein Lied, das ich auf meiner Party spielen würde." Probleme aber habe er mit dem Text nicht.

Der Produzent des Layla-Songs, Dominik de Léon, hatte in einem Spiegel -Interview gesagt, dass es ihn selbst wundere, wie gut das Lied ankomme, "in Zeiten, in denen MeToo noch in allen Köpfen steckt und die Genderdiskussion rauf und runter geführt wird".

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