Kenia:Bürger zweiter Klasse

Lesezeit: 1 min

Indisch- und pakistanischstämmige Kenianer fordern ihre Anerkennung als 43. ethnische Gruppe. Bei Volkszählungen wurden sie bislang als "die Anderen" geführt. Nun haben sie eine Petition unterschrieben.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Bisher waren sie einfach "die Anderen". So wurden die indisch- und pakistanischstämmigen Kenianer bei Volkszählungen kategorisiert. Als irgendwie nicht ganz vollwertige Bürger, die zwar einen Pass haben, aber eben nicht so richtig dazugehören. Schon wegen der helleren Hautfarbe. Das wollen die mittlerweile in bis zu fünfter Generation in Kenia lebenden Einwohner nun ändern. "Wir sind seit 100 Jahren hier", sagt der Parlamentsabgeordnete Shakeel Shabbir, der erste asiatischer Abstimmung. "Wir wollen als eigene ethnische Gruppe anerkannt werden, wir wollen ein fester Bestandteil des Systems sein."

Das kenianische System besteht aus 42 ethnischen Gruppen, von denen die Touristen vor allem die Massai kennen. Ihre wichtigsten Gruppen sind aber unter anderem die Kikuyu und Luo, die seit vielen Jahren eine bittere Rivalität um die führenden Positionen im Staat ausfechten. Zu den Wohlhabenden gehören auch die Kenianer mit asiatischen Wurzeln, die einst von den Briten ins Land geholt wurden, um die Eisenbahnlinie von Mombasa nach Uganda zu bauen - und die heute nach Schätzungen etwa zehn Prozent des Bruttosozialprodukts erwirtschaften. Sie wollen nun die 43. ethnische Gruppe werden, als Name käme Indo-Paks infrage, was nicht sehr schön klingt, sich aber eingebürgert hat in Kenia - oft mit dem negativen Unterton, der Reichtum vieler Indo-Paks habe ihnen nicht nur Freunde gebracht. Andere Kenianer werfen ihnen vor, sich bisher nicht selbst in die Politik eingemischt, sondern ihre Ziele mithilfe großzügiger Spenden an die Parteien durchgesetzt zu haben. Auch einige Indo-Paks selbst glauben, sich bisher zu passiv verhalten zu haben. "Auch wir haben eine Stimme und sind nicht alle reich und privilegiert", sagt die Menschenrechtsaktivistin Farah Manzoor. Sie hat eine Karriere in der Luftfahrtindustrie aufgegeben, um sich um die Belange der Indo-Paks zu kümmern. Vor einigen Wochen hat sie dem kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta eine Petition überreicht, mit dem Antrag, die 43. ethnische Gruppe zu werden. Bislang kam keine Antwort. Kenyatta ist gerade im Wahlkampf, der auch darin besteht, alle 42 Ethnien mit Versprechungen zu beschenken. Da braucht er nicht noch eine mehr.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: