Kenia:Aufsicht, bitte

Das Urteil der Wahlbeobachter ist wichtig. Sie müssen es abgeben.

Von Bernd Dörries

Wahlbeobachter unterscheiden sich manchmal kaum von Walbeobachtern. Beide müssen manchmal ewig warten. Und dann passiert nichts. Für die Walbeobachter ist die Ereignislosigkeit schlecht, für die Wahlbeobachter gut, weil eine Wahl dann so verlaufen ist, wie sie es sollte. Das ist in vielen Fällen so, weshalb das Wahlenbeobachten als eine beliebte Beschäftigung für ehemalige Politiker gilt.

Bei den Wahlen in Kenia gab es eine hohe Dichte ehemaliger Staatsmänner, die durch ihre Autorität einer heiklen Wahl Stabilität verleihen sollten. Ex-US-Außenminister John Kerry war da, der frühere südafrikanische Präsident Thabo Mbeki und John Mahama, der abgewählte Präsident aus Ghana. Sie finden sich nun in der heiklen Situation wieder, dass Opposition und Amtsinhaber den Sieg für sich reklamieren - und die Unterlegenen behaupten, die Wahlcomputer seien manipuliert worden. Viele Kenianer schauen nun auf die Wahlbeobachter, die aber nicht viel mehr tun, als diplomatische Formeln zu verbreiten und zur Ruhe mahnen, bis die Ergebnisse nachgezählt sind.

Das ist einerseits nachvollziehbar, weil wenig wirklich als gesichert gelten kann. Andererseits zu wenig in einer solchen Situation. Selbst die Ermordung des Technikchefs der Wahlbehörde wenige Tage vor dem Urnengang ließen viele Wahlbeobachter unkommentiert. Dann sollten sie lieber Wale beobachten gehen.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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