Katar:Steine aus dem Glashaus

Wer über Terror klagt, sollte selbst den Salafismus stoppen.

Von Paul-Anton Krüger

In der Krise am Golf gibt es indiskutable Forderungen. Würden sie befolgt, wäre die staatlichen Souveränität Katars dahin. Eine Klage ist allerdings legitim, und die hat nicht allein mit Katar zu tun: Die Finanzierung und Unterstützung von Terroristen muss ein Ende haben, egal ob sie von Regierungen ausgeht, von regierungsnahen Organisationen oder Privatpersonen. Da hat der Embargo-Führer Saudi-Arabien zwar jüngst manches getan, aber es gibt deutlich Luft nach oben. Das gilt auch für Kuwait, den unbehelligt gebliebenen Vermittler.

Hier beginnen die Probleme erst: Allen voran Ägypten und die Emirate erklären die Muslimbruderschaft zur Wurzel jeden Übels. Deutschland und andere westliche Staaten haben eine differenzierte Haltung. Sie sollten sie bewahren, denn teilweise dient Terrorbekämpfung als Vorwand für die Restauration des Polizeistaats und massive politische Repression, gerade in Ägypten und den Emiraten.

Aus Sicht des Westens ist der Export salafistischen Gedankenguts das größere Problem. Diese ultrakonservative Islam-Auslegung wird nicht erst in Verbindung mit dem politischen Aktivismus der Muslimbrüder toxisch. Radikalisierungsprozesse sind individuell, aber salafistische Strukturen sind das wichtigste Rekrutierungsbecken dschihadistischer Terroristen im Westen. Der Salafismus-Export muss aufhören, er stammt aus Saudi-Arabien, Kuwait und Katar gleichermaßen.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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