Kampf gegen Farc in Kolumbien:Unschuldige hingerichtet - für die Statistik

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  • Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe gegen das kolumbianische Militär.
  • Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation zufolge sind ranghohe Generäle an der Ermordung von Zivilisten beteiligt gewesen.
  • Die unschuldigen Opfer seien von Armee-Einheiten umgebracht worden, um die Statistik über getötete Guerillamitglieder aufzubessern.
  • Insgesamt sollen zwischen 2002 bis 2008 mehr als 3000 Menschen getötet worden sein.

3000 getötete kolumbianische Zivilisten

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigt ranghohe kolumbianische Militärs, an der Ermordung unschuldiger Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Armee-Einheiten sollen zwischen 2002 und 2008 mehr als 3000 Kolumbianer umgebracht haben, um die Statistik über getötete Mitglieder der Farc-Rebellen aufzubessern.

Mindestens 15 Generäle hätten außergerichtliche Hinrichtungen angeordnet oder zumindest von ihnen gewusst, heißt es in einem Bericht von Human Rights Watch. Zahlreiche Militärs, die an den Hinrichtungen beteiligt gewesen seien, sollen befördert worden sein oder hätten Sonderprämien und zusätzlichen Urlaub erhalten.

Vorgesetzte bislang straffrei ausgegangen

Der Direktor von Human Rights Watch in Lateinamerika, José Miguel Vivanco, bezeichnete die Taten als "die verabscheuungswürdigsten Massenverbrechen der vergangenen Jahre in der westlichen Hemisphäre".

Zwar sind bislang Hunderte rangniedere Soldaten wegen der Morde an Zivilisten verurteilt worden, die Vorgesetzten seien bislang aber straffrei ausgegangen, beklagen die Menschenrechtler. Lediglich einige Oberste seien zur Rechenschaft gezogen worden.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos stellte sich in einer ersten Reaktion vor die Armee, wie der Hörfunksender RCN meldete. Er werde nicht zulassen, dass die Institution des Militärs beschmutzt werde, erklärte Santos. Den Generälen versicherte der Präsident, er werde "die Legitimität der kolumbianischen Streitkräfte bis in den Tod verteidigen".

Unter falschen Jobversprechen in Kampfgebiete gelockt

Menschenrechtler und Familienangehörige drängen seit Jahren auf eine juristische Aufarbeitung der durch das kolumbianische Militär verübten Verbrechen. Die meisten der Opfer kamen aus armen Verhältnissen und wurden unter falschen Jobversprechen in Kampfgebiete gelockt.

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien entzündete sich in den sechziger Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit. Mehr als 220 000 Menschen wurden während des Krieges getötet, Millionen aus ihren Dörfern vertrieben. Mit der Guerillagruppe Farc führt die Regierung seit etwa zwei Jahren Friedensverhandlungen.

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