Kamerun:Präsident Biya bleibt an der Macht

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Zwei Wochen lang haben die Behörden in Kamerun die Stimmen der Präsidentenwahl ausgezählt, um am Ende zu einem Ergebnis zu kommen, das nie wirklich infrage stand: Paul Biya, 85, darf weitermachen.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Die erste Gratulation kam bereits, als die Ergebnisse noch gar nicht verlesen waren. Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, Präsident von Äquatorialguinea, beglückwünschte seinen Kollegen Paul Biya in Kamerun bereits am Montagmorgen zum Wahlsieg, der erst am frühen Abend offiziell wurde. Laut Gesetz ist das in Kamerun illegal.

Das war den beiden egal, sie halten nicht viel vom Wählerwillen und kommen zusammen auf mehr als 70 Jahre an der Macht, die am längsten amtierenden Staatschefs in Afrika. Und es stand nie wirklich zur Debatte, dass Biya, 85, die Wahl verlieren würde. Fast zwei Wochen lang hatten die Behörden nach der Abstimmung am 7. Oktober ausgezählt, fast einen ganzen Tag nun dauerte die Verlesung der Resultate aus den zehn Regionen. 71,2 Prozent der Stimmen erhielt Biya demnach, der Oppositionspolitiker Maurice Kamto 14,2 Prozent. Es zeichnete sich bereits früh ein deutlicher Sieg Biyas ab, in einigen Regionen kam er auf mehr als 90 Prozent. Selbst in der Region Nordwest will Biya 81 Prozent erreicht haben, was die Opposition für eine Farce hält. Viele Wähler waren den Urnen allerdings auch fern geblieben.

Nordwest ist eine von zwei englischsprachigen Regionen im sonst frankophonen Kamerun, dort gibt es seit Jahrzehnten starke Opposition gegen Biya und die Zentralregierung, welche die englischsprachigen Gebiete benachteiligt. Die Regierung ging in den vergangenen Monaten brutal gegen die Opposition vor, etwa 400 Menschen sollen umgekommen sein. Trotz dieser Gräueltaten, an denen die Armee beteiligt ist, hält Berlin an Militärhilfe für Kamerun fest. Die Bundeswehr will über das "Ausstattungshilfeprogramm" Kameruns Streitkräften Ausrüstung und Ausbildung zukommen lassen. Die Armee wurde vor Bekanntgabe des Ergebnisses in Alarmbereitschaft versetzt. Kundgebungen der Opposition wurden verboten.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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